Deutsche Meisterschaften in Wombach / Cross-Country

June 24, 2019 9:17 am

Max Brandl gelingt der große Coup

Lexware-Biker Max Brandl hat bei den Deutschen Meisterschaften in Wombach dem Team aus dem Hochschwarzwald mit dem Gewinn des Elite-Titels einen goldenen Moment beschert. Eine Medaille gab es am Sonntag auch für Junior Louis Krauss.

Für das Lexware Mountainbike Team war es ein gleichsam historischer Moment. Zum ersten Mal in der mehr als zehnjährigen Geschichte holte ein Mitglied der Kirchzartener Equipe das Meister-Jersey in der Elite-Kategorie.

Für Max Brandl mag diese Premiere weniger eine Rolle gespielt haben, für ihn war es an diesem heißen Sonntag Lohr am Main erstens eine eigene Premiere und zweitens in seiner Heimatstadt, bei seinem Heimatverein.

„500 Meter vor dem Ziel sind mir die Tränen gekommen“, gestand Brandl im Ziel, wo er dann unzählige Umarmungen absolvierte. Was dazu kam, war die Entscheidung, sich freiwillig schon der Elite-Klasse zu stellen.

„Wir haben uns die gemeinsame Entscheidung nicht leicht gemacht“, betonte Teamchef Daniel Berhe und fügte mit Freude hinzu: „Aber es war dann wohl die richtige.“

Auf diesem Hintergrund war schon faszinierend zu sehen, wie cool und kontrolliert Max Brandl das Rennen anging und den großen Coup landete. Der 21-Jährige und damit Jüngste im Feld blieb ruhig als sein Teamkollege Georg Egger eine Anfangs-Offensive startete. „Das war mir zu schnell und ich dachte auch, dass auf Dauer so ein Tempo nicht gut geht.“

Dennoch blieb er in Schlagdistanz und nach vier Runden begann das Rennen mit einer fünfköpfigen Spitzengruppe quasi von vorn. Max Brandl setzte sich zum ersten Mal an die Spitze, hatte gemeinsam mit Ben Zwiehoff auch mal eine Lücke gerissen, die aber vom Titelverteidiger wieder neutralisiert wurde.

In Runde fünf von sieben gelang es Max Brandl vor Zwiehoff in einen Downhill zu kommen und unten hatte er eine Lücke von fünf Sekunden gerissen.

Das war das Signal alle Hemmungen fallen zu lassen.

„So richtig begreifen kann ich das noch nicht“

„Ich musste mich zwingen, jetzt keine Energie mehr zu sparen, sondern jetzt alles raus zu hauen“, erzählte Brandl mit einem Schmunzeln. Der Abstand nach hinten wuchs nur langsam an, doch in die letzte Runde nahm er bereits 25 Sekunden mit. „Am letzten Anstieg musste ich noch mal ziemlich leiden, aber es waren ja dann nur noch wenige hundert Meter“, berichtete Brandl.

Mit 19 Sekunden Vorsprung auf Ben Zwiehoff (Essen) und 30 Sekunden auf Markus Schulte-Lünzum (Haltern) überquerte er vor seinem begeisterten Heimpublikum die Ziellinie. „So richtig begreifen kann ich es noch nicht das muss ich erst mal sacken lassen. Ich bin froh, dass sich das Training der letzten drei Wochen ausgezahlt hat und kann jetzt zuversichtlich in Richtung Weltcup weiter arbeiten“, blickte der Student schon wieder nach vorne.

Luca Schwarzbauer verlor im ersten Renndrittel den Anschluss an die Spitze und kämpfte an siebter Position, bis ihm Teamkollege Georg Egger in der Schlussrunde von vorne entgegen kam.

„Platz sechs ist von den Zahlen her nicht ganz das, was ich mir erhofft habe, aber vielleicht ist die Form nicht ganz da, wo ich sie haben will. Das Rennen an sich, war ganz in Ordnung. Es war nur schade, das sich den Anschluss an Martin Gluth nicht mehr herstellen konnte“, sagte Schwarzbauer, der 2:42 Minuten Rückstand auf Brandl (1:18:47) hatte.

Georg Egger sprach im Ziel davon, dass er sich am Anfang eigentlich „gut Druck“ hatte und nicht das Gefühl zu überziehen. „Ich weiß nicht, vielleicht ist es ein Mix aus Kopfproblem und der Form“, sagte Egger, der im Juli Vaterfreuden entgegen blickt. „Ich muss jetzt einfach geduldig bleiben. Ganz so weit weg bin ich nicht und hier hat jedenfalls der Richtige gewonnen.“

U23: David List die Medaillenränge

Der in Freiburg lebende Friedrichshafener David List zeigte im U23-Rennen eine gute Vorstellung, blieb am Ende aber ohne Medaille. Seit Monaten durchlebt er privat eine äußerst schwierige Zeit und unter diesem Licht betrachtet, ist Rang vier, 1:14 Minuten hinter dem Sieger Simon Schneller (Oberlengenhardt, 1:09:31) auch ein Erfolg.

„Ich denke, es geht in die richtige Richtung. In der vorletzten Runde konnte ich nicht mehr mitgehen und musste hoffen, dass sich noch was ergibt“, erklärte List.

Es „ergab“ sich nichts mehr, das heißt der vor ihm fahrende Junioren-Vizeweltmeister Leon Kaiser aus Monheim blieb stabil und holte 29 Sekunden vor ihm Bronze.

„Nach dieser schweren Zeit zuhause bin ich ganz zufrieden mit meinem Rennen“, so List.

Lars Hemmerling landete auf Position zwölf (+4:14). Der Start gelang ihm sehr gut, er ließ sich dann aber etwas zurückfallen. „Bis zur zweiten, dritten Runde war es hart, dann ging’s aufwärts. Leider ein bisschen spät, die Abstände nach vorne waren schon groß“, sagte der Saarländer.

„Ich bin aber echt happy“, bilanzierte er, vor allem nach Sprint-Bronze vom Freitag.

Jannick Zurnieden erwischte einen sehr guten Start, lag an fünfter Stelle, ehe das Schicksal seinen Lauf nahm. Zurnieden stürzte schwer, verbog sich dabei den Lenker und fiel noch in der Startrunde sehr weit zurück. Danach fuhr er wie konsterniert und landete am Ende nur auf dem 30. Platz (+8:58).

Junioren/Juniorinnen: Louis Krauss springt in die Bresche

Bei den Junioren gab es für das Lexware-Team eine von drei Medaillen des Wochenendes. Lange schien es am Sonntagvormittag so, dass Thore Hemmerling diese bronzene Plakette mit nach Hause nehmen würde. Doch der Saarländer hatte das Pech, dass seine Vorder-Bremse den Dienst versagte. Damit war es auf dem nassen Terrain im Wald ziemlich schwierig auf dem Bike zu bleiben.

Hemmerling stürzte zweimal, einmal davon heftig aufs Knie und in der vorletzten Runde war dann Schluss. Mit einem aufgerissenen Knie und einem geprellten Rücken gab er auf. „Schade, dass ich damit keine zweite B-Norm habe und die Bronze-Medaille verschenkt“, war Hemmerling enttäuscht.

Positiv für das Team war, dass hinter ihm Louis Krauss die dritte Stelle übernehmen konnte.

„Ich dachte heute wird es nichts mit der Medaille, aber als mir dann Thore zu Fuß entgegen kam, da war klar, dass ich um Bronze kämpfe“, berichtete Krauss.

Er duellierte sich mit dem Dresdner David Philipp um den dritten Platz, hängte den Sachsen in der vorletzten Runde langsam aber sich er ab und eroberte seine erste Medaille bei den Junioren. „In der letzten Runde habe ich noch mal alles herausgeholt. So geil, dass es für eine Medaille gereicht hat“, meinte Krauss.

Maximilian Krüger vom Junior Team konnte sich bei den Meisterschaften nur vom Streckenrand aus betätigen. Bei den Bayrischen Titelkämpfen am Wochenende zuvor hatte er bei einem Sturz eine Schultereckgelenk-Sprengung erlitten.

Bei den Juniorinnen belegte seine Teamkollegin Lina Riesterer (Breitnau) mit 6:34 Minuten Rückstand auf Siegerin Luisa Daubermann (53:56) den fünften Platz. „Top Fünf war mein Ziel, das passt“, strahlte Riesterer, die im Sprint bereits Sechste geworden war.

Nachwuchs-Sichtung: Carla Hahn siegt erneut

Bei den am Samstag ausgetragenen Rennen der Bundes-Nachwuchs-Sichtung konnte Carla Hahn in der U15 im sechsten Wettbewerb den vierten Sieg feiern. Die Bikerin vom Lexware Junior Team aus Benediktbeuren entschied das Rennen gegenüber Ronja Theobald (Birkenfeld) in der letzten Runde für sich und gewann mit 25 Sekunden Vorsprung auf die Pfälzerin.

„Man weiß vorher nie wie es wird, aber heute lief es gut“, meinte Hahn.

In der männlichen U17 musste Benjamin Krüger anerkennen, dass Emil Herzog (Simmersberg) die bessere Tagesform aufwies. Nachdem er ihn eine Woche vorher bei den Bayrischen Meisterschaften noch schlagen konnte, habe er in Wombach „keine Chance“ gehabt.

Herzog zog in der ersten Runde davon, während Krüger dahinter seine zweite Position auch immer mehr ausbaute. Am Ende lagen 1:35 Minuten zwischen Herzog und Krüger, während Stephan Mayer aus Hausach weitere 27 Sekunden dahinter Dritter wurde. „Die Beine haben heute von Anfang an gebrannt, von daher ging es noch ganz gut“, meinte Krüger.

Antonia Weeger kämpfte in der weiblichen U17 vor allem gegen die Hitze. Nach einem guten Start, bekam sie mehr und mehr Probleme mit der Atmung fiel auf Rang vier zurück.

Mit 1:09 Minuten Rückstand auf Finja Lipp (Rheinfelden) überquerte sie die Ziellinie, war damit aber immer noch beste Vertreterin des jüngeren Jahrgangs.