Europameisterschaften in Brünn, Tschechien

July 29, 2019 10:07 am

Max Brandl vom Lexware Mountainbike Team hat bei den U23-Europameisterschaften im tschechischen Brünn die Bronze-Medaille gewonnen. Auch die Elite-Fahrer Georg Egger und Luca Schwarzbauer konnten am Sonntag mit den Plätzen neun und 23 voll überzeugen.

Die Vorbereitung auf die EM hätte idealer aussehen können. Max Brandl hatte noch am Donnerstagvormittag an der Uni eine Prüfung zu absolvieren und konnte gemeinsam mit Teamkollege Luca Schwarzbauer erst am Nachmittag den 850 Kilometer langen Weg nach Brünn antreten.
Das Duo vom Team aus dem Hochschwarzwald kamen aber nur bis Augsburg. Dort streikte das Fahrzeug und zwar gleich richtig.
Mit Hilfe von Schwarzbauers Vater gab es schließlich einen Fahrzeugtausch und die Mountainbiker konnten ihre Fahrt mit großer Verspätung fortsetzen.
Am Freitagfrüh um 4:30 Uhr erreichten sie die EM-Destination.
Dass Max Brandl 53 Stunden später im U23-Rennen zu Bronze fahren konnte, war deshalb schon ein wenig erstaunlich.
„Unter den speziellen Umständen kann ich mit Bronze auch zufrieden sein. Ich hoffe, ich kann für die beiden Weltcups noch ein bisschen mehr rausholen“, meinte er bilanzierend.
Er hatte sich in der fünfköpfigen Spitzengruppe auch aktiv gezeigt, mit dafür gesorgt, dass sie überhaupt erst entstanden ist. Der ersten größere Angriff vom Schweizer Filippo Colombo konnte Brandl noch neutralisieren. Doch als Favorit Vlad Dascalu aus Rumänien zwei Runden vor Schluss so richtig ernst machte, da konnte nur Filippo Colombo mitziehen.
Brandl konzentrierte sich auf Mitstreiter Jofre Cullell, schüttelte den Spanier rasch ab und fuhr zu Bronze, seiner ersten Einzel-EM-Medaille in der U23-Kategorie. Mit 1:36 Minuten Rückstand auf Vlad Dascalu (1:17:27) und 37 Sekunden hinter Colombo wurde er Dritter.
„Jetzt habe ich am Ende meiner U23-Zeit mit der EM auch noch eine ordentliche Bilanz, nachdem es da bei mir nie gut gelaufen ist“, erklärte Brandl mit einem Schmunzeln. „Und um den Abstand nach vorne mache ich mir auch keine Sorgen.“ Das galt schon dem Weltcup-Rennen am kommenden Sonntag im Val di Sole.

Elite: Eggers starke Vorstellung endet in den Top-Ten
Im Elite-Rennen am Sonntagnachmittag konnte Georg Egger einerseits seine Vorstellung vom Weltcup in Les Gets bestätigen und seinen neunten EM-Rang vom Vorjahr in Glasgow wiederholen.
Egger kam gut ins Rennen und behauptete sich erst mal zwischen Rang elf und 14, bevor er in der fünften Runde noch mal die Initiative ergriff und sich bis auf den siebten Rang nach vorne schob. Dort hatte er allerdings drei Fahrer im Schlepptau, die weiter den Anschluss hielten. Bisweilen lag er nur 20 Sekunden hinter den Medaillenrängen. „Da sind wir etwas schneller gefahren als die in der Verfolgergruppe“, erklärte Egger.
In den letzten zwei von acht Runden ging es dann an die Reserven und Egger musste kämpfen. Auch weil er einmal kurz weg rutschte und eine Lücke zu seiner Gruppe kassierte.
Den Franzosen Thomas Griot konnte er nicht halten und auch nicht die italienischen Zwillinge Luca und Daniele Braidot. So kämpfte er gegen den zurückgefallen Schweizer Thomas Litscher um Rang acht. Allerdings vergeblich.
„Klar, Achter wäre ich schon gerne geworden, aber Litscher hat da noch mal so einen Antritt gesetzt, da war dann Ende. Irgendwann ist halt aus“, meinte ein dennoch zufriedener Egger im Ziel, das er als bester Deutscher mit 2:05 Minuten Rückstand erreichte. „Nach der zweiten Runde hatte ich richtig Druck und ich denke, ich habe das Ergebnis vom Weltcup in Les Gets (20.) bestätigt“, meinte der 24-Jährige, der am Dienstag Vater einer Tochter geworden ist.

Luca Schwarzbauer hatte ebenfalls einen guten Start erwischt, einen besseren als er eigentlich dachte. In der ersten Runde lag er in den Top 20 und vermutete sich dort noch gar nicht. „Sonst hätte ich vielleicht etwas früher raus genommen“, meinte er später dazu.
So blieb er noch eine Weile länger auf dem Gashahn und begann erst in der zweiten Runde sein Tempo wie geplant zu dosieren. Schwarzbauer war dann an 21. Stelle unterwegs, leider aber drei Runden lang ganz alleine. So konnte er in der Flachpassage keinen Windschatten in Anspruch nehmen konnte. Erst als zwei Spanier von hinten kamen, hatte er auch wieder Orientierung.
„Da habe ich gleich gemerkt, dass ich ein bisschen schneller könnte“, so Schwarzbauer. Am Ende wurde es Rang 23 (+3:44) und damit ein Ergebnis, das in seinem Zielbereich  Top 25 lag.
Klar, es war nicht ganz so viel wert wie sein 25. Rang im Weltcup in Frankreich, denn in Brünn fehlten einige Weltklasse-Fahrer. Doch der 22-Jährige wollte nicht herum mäkeln, zumal die Temperaturen ihm auch nicht in die Karten spielten.
„Vor zwei Wochen wäre ich noch sehr glücklich gewesen über einen 23. Platz hier, warum sollte ich es jetzt nicht auch sein“, stellte er eine rhetorische Frage. Das heißt, er war „happy“, wie er noch mal nachdrücklich betonte.

Junioren
Unzufrieden wirkte das Duo vom Team aus dem Hochschwarzwald im Ziel des Junioren-Rennens nicht. Wenn nur zehn Sekunden zum selbst definierten Ziel fehlen, dann lässt sich das ertragen.
Zumindest war das für Thore Hemmerling so. Aus einer hinteren Startposition legte er ein sehr engagiertes Rennen in die 3,93 Kilometer lange Runde. Nach zwei Runden hatte er sich bereits unter die besten 30 gefahren und war gemeinsam mit dem deutschen Meister Lennart Krayer (Schwetzingen) unterwegs.
„Ich denke, wenn ich noch 200 Meter so weiter gefahren wäre, dann hätte es mich verblasen“, meinte er im Ziel mit einem Grinsen. Vor lauter Euphorie vergaß er in der Hitze des Gefechts in der zweiten Runde auch zu trinken („ich war so grau“). Bei schwül-heißem Wetter ist das keine gute Idee.
Immerhin ließ er noch rechtzeitig etwas locker und benötigte nur eine Runde, um sich wieder zu erholen.
„Die letzten zwei Runden liefen wieder ganz gut“, meinte der Saarländer. Die Gruppe um Position 20, da wo er eigentlich hin wollte, hatte er jetzt 15 Sekunden vor sich, doch die bliesen auch zum Finale.
Drei Fahrer konnte Hemmerling noch passieren, letztlich fehlten mit 3:40 Minuten Rückstand auf den neuen Junioren-Europameister Lukas Maleszewski aus Belgien (1:04:26) aber zehn Sekunden auf Platz 20.
Damit war er zweitbester Deutscher hinter Markus Eydt (Merchweiler), der mit 3:21 Minuten Rückstand 16. wurde, nachdem ihm ein Reifendefekt ein Top-Ten-Ergebnis verhagelt hatte.
Louis Krauss erwischte zwar formtechnisch einen guten, aber keinen glücklichen Tag. Kurz vor dem Start ging ein Schuh kaputt, so dass er sich nicht richtig warmfahren konnte.
Im Rennen lief es beim Neckartailfinger eigentlich ganz gut. Er kämpfte sich aus seiner hinteren Startposition bis auf 30 nach vorne, doch dann räumte ihn an einer unspektakulären Stelle ein polnischer Konkurrent gewissermaßen ab. „Ganz unnötig“, wie Krauss fand.
Er musste nach dem Sturz den Lenker richten und war erst mal aus dem Rhythmus. Nach einer halben Runde lief es wieder und es ging aus den Rängen um 50 wieder bis auf 39 (+6:16) nach vorne. „Mit der Platzierung bin ich natürlich nicht zufrieden, aber mit meiner Leistung schon. Ich denke, ich bin wieder der Alte“, kommentierte Krauss seine EM-Premiere.