Weltcup Les Gets, Cross-Country / Bericht

July 15, 2019 8:34 am

Bravouröser Auftritt der Lexware-Equipe

Georg Egger und Luca Schwarzbauer vom Lexware Mountainbike Team haben beim Weltcup in Les Gets, Frankreich, mit den Plätzen 20 und 25 für Überraschungen gesorgt. Auch Max Brandl gelang mit Rang zwei im U23-Rennen in Coup

Aus den schwarzen Trikots quoll Freude, wohin man auch schaute. Was sollte man mehr bejubeln? Rang 20 und die Olympia-B-Norm für Georg Egger, das Karriere-Bestresultat von Luca Schwarzbauer (25) oder Platz zwei für Max Brandl im U23-Rennen? Bravouröse Auftritte der Biker vom Team aus dem Hochschwarzwald waren es allemal. Also, der Reihe nach, rückwärts:

Georg Egger war dieses Jahr schon mal ein Weltcup-Rennen so stark angegangen, geendet hatte es in einem wenig erbaulichen Ergebnis in Nove Mesto. Diesmal aber hatte Georg Egger seinen Kopf und seinen Körper im Griff. Aus der dritten Startreihe ging er stark an, überzog aber nicht. Position 33 wurde für ihn nach einer von acht Runden notiert. Egger schlug ein Tempo an, das ihm gut taugte und kletterte damit nach drei Runden an die 24. Position. Was ihn zusätzlich motivierte: „Dass Luca in meiner Gruppe war, das war der Hammer“, erklärte Egger. Dem Teamkollegen tat das auch gut und neben ihnen fuhren die beiden Schweizer Andri Frischknecht und Matthias Stirnemann, beide schon mit Top-Ten-Ergebnissen ausgestattet. Egger fuhr weiter seinen Rhythmus und Schwarzbauer tat sein Bestes. Drei Runden vor Schluss konnte Egger noch mal einen Zahn zulegen. Er hatte die Top 20 im Auge, die Olympia-B-Norm. An 19. Stelle ging Egger in die letzten zwei Runden, doch die Konkurrenz schlief nicht. Dass der niederländische Superstar Mathieu van der Poel ein verkorkstes Rennen noch reparieren wollte und mit Macht von hinten kam, war natürlich ungünstig. Den konnte Egger nicht halten. Dann ging Frischknecht noch an ihm vorbei, doch Egger ließ sich nicht abschütteln. Mit viel Moral blieb er dran und überraschte den Schweizer kurz vor dem Ziel. „Es ging heute mega gut“, jubelte er. „Ich bin konstante Runden gefahren und habe keine gefährlichen Fehler gemacht. Das war das Maximum.“ Mit 3:38 Minuten Rückstand auf Olympiasieger Nino Schurter (1:22:10) fuhr er über die Ziellinie. 4:04 Minuten Verspätung hatte Luca Schwarzbauer. Er musste für dieses völlig unerwartete Ergebnis mächtig kämpfen, aber er blieb bis zum Schluss ruhig und passierte dann auch noch den Franzosen Maxime Marotte. „Ich hatte zwischendrin schon mal Angst, dass die von hinten kommen und ich das nicht durchhalte. Aber ich wusste, ich muss diese Chance heute nutzen. Platz 25 war mein Ziel und das habe ich erreicht, ich bin ultra froh“, so Schwarzbauer, der seinen Kumpel Egger in der fünften Runde ziehen lassen musste. „Klar, die Strecke liegt mir, aber die Hitze natürlich nicht“, versuchte Schwarzbauer das einzuordnen. Allzu viele Deutsche hat es bisher nicht gegeben, die im ersten Elite-Jahr schon Top 25 fahren konnten. Insofern hat der Nürtinger mal wieder sein Talent gezeigt. „Eine tolle Woche, die mit einer Mathe-Klausur an der Uni begonnen hat“, meinte er lachend. Ob er die bestanden hat, ist wieder eine andere Frage. Die Weltcup-Prüfung in Les Gets aber auf jeden Fall.

U23: Max Brandl klug und mit Form

„Ich hatte den guten Start, den ich mir gewünscht habe und konnte das Rennen so gestalten, wie ich das wollte“, erklärte Max Brandl. Er war also nicht in der Defensive, musste nicht erst mal aufholen. Klug hielt er sich zurück, wenn in der Spitzengruppe die Attacken gingen. „Ich habe gemerkt, dass ich über die Distanz auf den Flachpassagen immer wieder ran komme“, so Brandl. Das sparte Energie. Als in der Spitzengruppe der Rumäne Vlad Dascalu einen Reifendefekt beheben musste und der Schweizer Filippo Colombo angriff, mit dem Kanadier Sean Fincham im Schlepptau, war der Freiburger Student in der Lage zu reagieren. Er übernimmt selbst die Spitze und holt sich einen Vorsprung von rund zehn Sekunden heraus. Doch Weltcup-Gesamtleader Dascalu hat noch nicht aufgegeben. Er schließt die Lücke zu Brandl und im ersten Anstieg der Schlussrunde passiert er den Lexware-Biker. Mit 22 Sekunden Vorsprung auf Brandl holt er sich in 1:13:22 Stunden seinen dritten Saisonsieg, Dritter wurde Sean Fincham (+0:46). „Klar, ich hätte den Vorsprung gerne zum Sieg vollendet. Aber Vlad ist dieses Jahr unglaublich stark, da konnte ich nicht dagegen halten. Aber ich bin mega happy mit Platz zwei und mit nichts in diesem Rennen unzufrieden“, so Brandl, der mit Rang zwei sein Karriere-Bestresultat von 2017 in Lenzerheide eingestellt hat. Gleichzeitig hat er als erster deutscher Mann die A-Norm für die Olympischen Spiele in Tokio erfüllt.

David List verbesserte mit Rang 18 (+3:46) sein Resultat aus Andorra (19.) noch um einen Rang. Die Startphase verlief nicht besonders berauschend, doch dann fuhr List von Position 30 immer weiter nach vorne. „Der Start war mittelmäßig, aber dann habe ich meinen Rhythmus gefunden, ich war immer am Überholen. Kurz habe ich gehofft, dass ich an 15 noch rankomme, aber es hat nicht gereicht“, so List. „Auf jeden Fall bin ich zufrieden, darauf kann ich weiter aufbauen.“ List war nach einer Runde noch 34. Von dort ging es langsam aber sich immer weiter nach vorne. Sein chilenischer Teamkollege Martin Vidaurre Kossmann ist an diesem Tag in Hoch-Savoyen der einzige Lexware-Fahrer, bei dem es nicht hundert Prozent rund läuft. Das hatte er allerdings einkalkuliert. In der ersten Runde ging er volles Risiko, wie angekündigt. Und er nahm es mit Humor, dass er dafür „bezahlen“ musste und bis auf Rang 41 zurückfiel.  „Ich wollte das versuchen“, meinte er lachend. „Ich war voll am Limit.“ Dass er dann aber nicht aufgab, sondern ab Runde drei von sieben wieder den Vorwärtsgang einlegte und sich noch an List vorbei auf Platz 16 (+3:30) schieben konnte, das spricht für ihn. Und freuen konnte er sich trotzdem. Für seine Freunde Max Brandl und David List.