Noch Luft nach oben
Elina Benoit und Paul Schehl vom Lexware Mountainbike Team beim letzten Weltcup vor der WM in den Top Ten
Der letzte Weltcup vor einer Weltmeisterschaft läuft immer unter besonderer Beobachtung ab. Das war dieses Mal in Les Gets (Frankreich) nicht anders. Die nationalen Verbände schauen da ganz genau hin, ebenso die Trainer und natürlich auch die Athleten selbst, die wissen wollen, wo sie leistungsmäßig acht Tage vor Beginn der Welttitelkämpfe in der Schweiz stehen. Die Schweizerin Elina Benoit (Foto oben) und Paul Schehl haben bei den Cross-Country-Rennen in Hochsavoyen mit den Rängen sieben und neun bewiesen, dass sie zur Weltspitze in der U23-Klasse gehören. Da beide schon einen Weltcup in dieser Saison gewonnen haben, besteht formmäßig noch Luft nach oben. Auch Sina van Thiel gehört zu den weltbesten U23-Mountainbikerinnen, allerdings hat sie ein Sturz im Höhentrainingslager in Davos trainingsmäßig weit zurückgeworfen. Sie war beim Weltcup in Les Gets nicht am Start, will aber bei der WM in Wallis dabeisein.
Short Track: Viele Stürze im RockgardenIn den Short-Track-Rennen (XCC) der Elite war der Rockgarden plötzlich nicht mehr Teil des Kurses. Für Paul Schehl kamen Einsicht und Änderung der Organisatoren zu spät, denn er war in der U23-Klasse einer der Leidtragenden, die dort gestürzt waren. Did not finish (DNF), er konnte das Rennen nach dem Sturz in der dritten von zehn Runden nicht fortsetzen. Auch Elina Benoit, die zweite qualifizierte XCC-Starterin des Lexware Mountainbike Teams, hatte im Rennen der U23-Frauen bei der Fahrt über die großen Gesteinsbrocken ihre Schwierigkeiten: Nach einem guten Start und stetig Positionen unter den besten fünf habe sie mehrmals im Rockgarden gepatzt: “Da habe ich Plätze und Zeit verloren”. An ein Aufholen des verlorenen Terrains ist in den kurzen High-Speed-Rennen nicht zu denken. Elina wurde Zwölfte, ging jedoch mit “einem sehr guten Gefühl” aus dem Wettkampf, “da ich mich an den Anstiegen stark gefühlt habe und attackieren konnte”.
Daniel Berhe, Teammanager des Lexware Mountainbike Teams, sagt zur Short-Track-Schlüsselstelle “Rockgarden” in Les Gets: “Die U23-Frauen haben in ihrem Rennen Dreck und Matsch auf die Steine gezogen, anschließend sind bei den U23-Männern viele weggerutscht und gestürzt.” Sechs der 40 Starter haben das XCC-Rennen nicht beendet, eine hohe Quote, die Sturzquote lag noch deutlich höher. Für die zwei Tage später stattfindenden Cross-Country-Rennen wurde die Rockgarden-Passage deshalb modifiziert.
Die Lexware-Starter in den Cross-Country-Rennen
Elina Benoit, 7. Platz bei den U23-Frauen
Zum Rennen: In der Startphase fiel die Schweizerin etwas zurück, mit Beharrlichkeit kämpfte sie sich aber schnell wieder unter die ersten zehn. Mit zwei, drei ihrer Landsfrauen und der Italnierin Sara Cortinovis kämpfte sie um den fünften Platz, war Sechste, Siebte, wieder Sechste – und im Ziel Siebte.
Ihre Aussagen zum Rennen: “Ich bin sehr zufrieden mit meinem Rennen, weil ich sehr konstant und sehr sauber gefahren bin. Ich hatte auch nicht viel Abstand zum Podium. Im Kampf um Platz sechs hatte die Italienerin etwas mehr Explosivität am Ende.”
Antonia Weeger, Rang 33 im Feld der 63 U23-Starterinnen
Zum Rennen: Gestartet von Platz 50 machte Antonia nach und nach Plätze gut, war sogar mal 31., gab hinten raus aber wieder zwei Positionen ab.
Ihre Aussagen zum Rennen: “Mit Rang 33 bin ich mega zufrieden. Ich konnte mein Rennen fahren, ich habe konstant aufgeholt, es hat Spaß gemacht. Ich hatte im Rennen ein viel besseres Gefühl als letztes Mal. Ich bin wirklich mega happy.”
Paul Schehl, 9. Platz im U23-Rennen der Männer
Zum Rennen: Aufgrund seiner Aufgabe im Short-Track-Wettkampf musste der 21-Jährige aus der dritten Reihe ins Cross-Country-Rennen gehen. Schnell etablierte er sich jedoch unter den ersten zehn. Platz sechs war sein bestes Zwischenergebnis. Gegen Ende des Rennens kämpfte er mit dem Niederländer Rens Teunissen van Manen um den neunten Platz. Hallo, da war doch was? Ja genau, das selbe Duell hatte es bei Pauls Weltcupsieg in Nove Mesto gegeben und wie in Tschechien auch dieses Mal mit dem besseren Ende für den Mountainbiker vom Lexware Team. Im Zielsprint hätte sich Paul fast noch den Achten geschnappt, der Rückstand betrug nur noch eine Sekunde.
Seine Aussagen zum Rennen: “Mein Rennen war ganz solide. Ich bin gut gestartet, konnte aber nicht so weit vorfahren, wie ich wollte. Als Folge des Sturzes im Short Track hatte ich im Cross-Country-Rennen Probleme mit dem rechten Oberschenkel und linken Sprunggelenk. Ich habe dennoch eine ganz gute Pace angeschlagen und konnte in den ersten Runden vorfahren bis auf Platz sechs. Es war ein ständiges Auf und Ab bei den Positionen. Dann hat mein Rücken zugemacht, wohl aufgrund der Probleme im Oberschenkel und Sprunggelenk, das war nicht optimal. Neunter Platz ist ein sehr gutes Ergebnis, ich bin happy damit.”
Noel Toth, Rang 53 im Feld der 101 U23-Starter
Zum Rennen: Noel hatte die monströse Aufgabe, von Startplatz 92 ins Rennen zu gehen und daraus etwas Positives zu schafffen. Es ist ihm tatsächlich gelungen. Stetig wie ein Schweizer Uhrwerk arbeitete er sich über die siebziger und sechziger Ränge nach vorne und erreichte schließlich die Mitte des massigen U23-Feldes. Von 92 auf 53 im ersten U23-Jahr, der 18-jährige Schweizer ist ein Kämpfer.
Seine Aussagen zum Rennen: “Mein Start war schlecht, ich kam nicht wirklich vom Fleck und wurde auch mehrmals eingeklemmt. Das ist normal, wenn man so weit hinten startet. Auch danach kam ich nicht wirklich in meinen Rhythmus, dennoch versuchte ich einen nach dem anderen zu nehmen. Mitte des Rennens fühlte ich mich besser und konnte aufs Gas drücken. Das war jetzt nicht das, was ich mir erhofft habe, es war aber auch nicht wirklich schlecht. Ich muss im ersten U23-Jahr einfach Geduld haben und mich Schritt für Schritt nach vorne arbeiten.”
Nicholas Konecny, Aufgabe in der zweiten Runde des U23-Rennens
Nicholas befand sich nach einer langen gesundheitlichen Zwangspause im Sommer auf dem schwierigen Weg zurück ins Wettkampfgeschehen.
Zum Rennen: Zu Beginn machte der junge Amerikaner im XCO-Rennen in Les Gets schnell Boden gut, brauste von Platz 62 auf 36 vor – er ist für seine Explosivität bekannt. Doch seine rasante Aufholjagd endete abrupt: Bei einem Sprung kam er bei der Landung ins Straucheln und stürzte heftig. Die Schockdiagnose: das Kahnbein zweimal gebrochen, zwei Finger und den Ellbogen gebrochen. Teammanager Daniel Berhe: “Er fliegt morgen zurück in die USA und wird dort gleich operiert.”