Am Ende der Saison, am Ende mit den Kräften

October 10, 2024 1:07 pm

Lennart Krayer und Sina van Thiel schaffen es im letzten Weltcuprennen in die Top Ten / Max Brandl, David List und Paul Schehl erkämpfen sich Top-15-Resultate

“It’s All Over Now, Baby Blue” – Schwermut zieht sich durch den Song von Bob Dylan (1965). “It’s all over now” trifft auch auf den Cross-Country-Weltcup der Saison 2024 zu. Muss man deshalb befürchten, dass die Mountainbikerinnen und Mountainbiker in den kommenden wettkampflosen Wochen schwermütig werden? Eher nicht, denn nach einer zehrenden Weltcup-Saison sowie den Höhepunkten Olympische Spiele und Weltmeisterschaft sehnen die Besten der Welt die Wettkampfpause herbei und wollen die Beine hochlegen. Beim letzten Cross-Country-Weltcuprennen der Saison in Mont Sainte-Anne (Kanada) haben für das Lexware Mountainbike Team Lennart Krayer mit Rang sieben, Sina van Thiel mit dem zehnten Platz (beide Klasse U23) sowie Max Brandl  (14.) und David List (15./beide Foto oben von links mit Lexware-Teamchef Daniel Berhe) in der Eliteklasse der Männer die besten Ergebnisse erzielt. Paul Schehl überzeugte in der U23 mit Rang 14 ebenfalls.

Stimmen zum letzten Weltcuprennen: EliteklasseMax Brandl (14. bei den Männern): “Ich bin von einer soliden Startposition ins Rennen gegangen. Leider hat der Fahrer in der ersten Reihe direkt vor mir den Start verpatzt, er ist neben das Pedal getreten. Ich bin noch ganz gut um ihn herumgekommen, aber man verliert dadurch natürlich etwas Geschwindigkeit und Position. In der Startloop und ersten Runde habe ich nicht zuviel investiert, vornedran hatte sich auch schon die eine oder andere Lücke aufgetan, nach ganz vorne sowieso. Der Ziehharmonika-Effekt wird nach hinten ja immer schlimmer. Ich hatte auch nicht die Spritzigkeit, um die krassen Moves auszupacken und schnell nach vorne zu kommen. Zudem war das Rennen auch sehr lang, anderthalb Stunden, das ist schon eine Hausnummer, da sollte man es nicht in den ersten zwei Runden übertreiben. Ich bin dann ganz gut zurechtgekommen, auch mit der Strecke, die sehr anspruchsvoll ist. Zudem war es etwas feucht, da muss man schon aufpassen, dass man keine Fehler macht, das ist mir sehr gut gelungen. Ich hatte eine gute Linienwahl und eine gute Fahrtechnik. Ich habe dann irgendwann den Vorstoß in die Top 20 geschafft und dann auch die ersten 15 in Sichtweite gehabt. Bin da in den letzten beiden Runden reingefahren. Auch wenn der Abstand nach ganz vorne groß war, war es ein richtig harter Kampf. Rang 14 ist zufriedenstellend, auch wenn ich vor dem Rennen ein bisschen mit den Top Ten geliebäugelt habe. Es war auf jeden Fall ein guter Saisonabschluss und ein Indiz dafür, dass meine Form gut ist.”
David List (15. Platz bei den Männern): “Mit diesem Ergebnis habe ich nochmal meine Konstanz in dieser Saison unter Beweis gestellt. Mein Feeling war leider nicht so top. Ich musste mich von Anfang an ziemlich quälen, aber dafür bin ich umso happier, auch an so einem Tag ein Weltcuprennen in den Top 15 beenden zu können. Mit den rutschigen Bedigungen bin ich sehr gut zurechtgekommen, für eine bessere Platzierung hat mir einfach ein bisschen die Kraft gefehlt.”
Nina Graf (35. Platz bei den Frauen): “Ich habe versucht, das Beste aus der Situation herauszuholen und bin ein solides Rennen gefahren. Ergebnistechnisch ist es echt nicht der Hit, aber nach einer Woche Krankheit war das mein Maximum. Klar, ich habe mir einen anderen Saisonabschluss gewünscht, aber ich war am Limit, habe alles herausgeholt und mein Kopf hat bis zum Schluss gekämpft. So kann ich nun zufrieden in die Offseason starten und das Fahrrad in die Ecke stellen, da freue ich mich jetzt drauf. Die Saison war lang, mit krassen Höhen, aber auch echt mit Herausforderungen.”

Stimmen zum letzten Weltcuprennen: Klasse U23Sina van Thiel (10. Platz bei den U23-Frauen): “In der Startaufstellung habe ich festgestellt, dass an meinem Bike etwas nicht  wie gewünscht funktioniert. Nach einem kurzen Nervenzusammenbruch und drei Tränen habe ich mich an die Zeit zurückerinnert, als man ohne einen Großteil der heutigen Technik am Rad unterwegs war und es kann mir in den Sinn, dass ich das auch so rocken kann. Ich muss aber zugeben, dass mich die Downhill-Passagen schon ganz schön gefordert haben. Ich bekam wieder Rückenprobleme und habe in der letzten Runde zu viele Fehler gemacht. Den Zielsprint um Rang neun habe ich verloren und wurde Zehnte. Aber ich bin stolz darauf, dass ich auf dieser respekteinflößenden Strecke nicht gestürzt bin.”
Carla Hahn hat das Cross-Country-Rennen der U23-Frauen in der zweiten Runde aufgegeben.
Lennart Krayer (Siebter bei den U23-Männern/Foto unten): “Ich bin gut gestartet. Weil die Wetterbedingungen in den Tagen vor dem Rennen nicht optimal waren, vor allem am Tag vor dem Wettkampf hatte es noch einmal geregnet, haben die Leute vor mir Fehler gemacht. Dadurch sind Lücken aufgegangen und ich konnte nicht hinterher fahren, das war ein bisschen ärgerlich. Aber ich habe mich echt super gut gefühlt. Ich bin von Position 15 auf sieben vorgefahren. Damit bin ich zufrieden. Es war eine Leistung, wie ich sie von mir erwarte.”
Paul Schehl (14. bei den U23-Männern): “Das Race war okay. Ich bin mit dem Abschneiden und dem 14. Platz zufrieden, eine Meisterleistung war es aber nicht. Ich bin am Start gut weggekommen, hatte aufgund der langen Saison hintenraus aber einfach keine Energie mehr. Ich werde jetzt die Party heute Abend ausgiebig genießen.”
Benjamin Krüger (40. bei den U23-Männern): “Der Start war solide, ein paar Plätze habe ich verloren, das war aber im Rahmen. Nach dem ersten Anstieg habe ich bemerkt, dass ich ein technisches Problem habe, die Abfahrten waren im ganzen Rennen deshalb ein Risiko. Am Berg habe ich mich gut gefühlt. Der 40. Platz ist jetzt keine Topplatzierung, aber mein Gefühl im Rennen war ganz gut. Mit dem Saisonabschluss bin ich einigermaßen zufrieden.”