Fährt er noch oder schwebt er schon? Paul Schehl vom Lexware Mountainbike Team liefert dem U23-Weltmeister beim Short-Track-Weltcup in Lake Placid einen intensiven Kampf um den Sieg und wird Zweiter
“Es ist wunderschön hier, die Blätter der Bäume färben sich, haben viele verschiedene Gelb- und Rot-Töne”, sagt Antonia Weeger vom Lexware Mountainbike Team, “es ist ein Privileg, hier zu sein”. Die Adirondack Mountains im Nordosten der USA erstrahlen im “Indian Summer”. Das ist die Kulisse für den vorletzten Cross-Country-Weltcup der Saison in Lake Placid, wo bereits zwei olympische Winterspiele (1932/1980) ausgetragen wurden. Paul Schehl (Foto oben) vom Lexware Team hat hier seiner Serie von Topplatzierungen eine weitere hinzugefügt: Im Short Track (XCC) der U23-Männer unterstrich er seine außergewöhnlichen Fähigkeiten mit dem zweiten Platz. Im anschließenden Cross-Country-Rennen (XCO) stürzte er und musste aufgeben. Lexware Teamkollegin Elina Benoit startete im XCO-Rennen der U23-Frauen von Position 28 und ist auf Rang neun vorgefahren.
Short Track U23-Männer: “Es war richtig knapp, aber er war etwas stärker” Er hat es schon wieder getan: Paul Schehl ist im Weltcup erneut auf das U23-Podium gefahren. Er wurde Zweiter im Short Track von Lake Placid, es ist seine fünfte Top-Drei-Platzierung in dieser Weltcupsaison. Paul hat dem U23-Weltmeister Finn Treudler (Schweiz) bis zur Ziellinie einen heißen Kampf geliefert. “Es war ein schnelles und hartes Rennen”, sagt der 21-Jährige, “Benjamin Krüger und ich sind oft vorne gefahren und haben die Pace schön hochgehalten”. In der letzten Runde attackierte der Weltmeister aus der Schweiz, nur Paul konnte die Tempoverschärfung mitgehen. “Ich habe mich gut gefühlt, es ging richtig vorwärts”, erzählt der WM-Vierte, der in Freiburg lebt, “wir sind zusammen auf die Zielgerade gekommen, es war richtig knapp, aber er war etwas stärker”. In der Short-Track-Gesamtwertung liegt Paul Schehl derzeit auf Rang vier.
Short Track U23-Frauen: “Es hat etwas gedauert, Selbstvertrauen zu entwickeln” Jedes Rennen schreibt seine eigene Geschichte. Die von Sina van Thiel (Foto unten) beim Short Track in Lake Placid beginnt so: “Ich habe anfangs etwas gebraucht, um ins Rennen zu finden und konnte mich auch nicht so gut behaupten”, erzählt die 22-Jährige vom Lexware Team. Sie ergänzt: “Es hat etwas gedauert, Selbstvertrauen zu entwickeln.” Zur Geschichte gehört auch, dass Sina krank war und erst zwei Tage vor dem Rennen wieder trainieren konnte. “Es war ein sehr hartes Short Race, man konnte sich kaum erholen, einfach immer nur Vollgas.” Und wenn es ihr mal gelang, ein paar Positionen gutzumachen, wurde sie wenig später abgedrängt oder ausgebremst und fiel wieder zurück. “Es war ein ständiges Vor und Zurück, die ganze Zeit.” Sina van Thiel beendete das Ziehharmonika-Rennen auf Rang 22.
Einen Platz hinter ihr kam Teamkollegin Antonia Weeger ins Ziel. Als Letzte war sie in den Short Track der besten 40 reingerutscht, “seit langem mal wieder, ich hab’ mich gefreut”. Da es nach dem Start aus der hintersten Position platzierungsmäßig nur nach vorne gehen konnte, sei sie entspannt in das Rennen reingegangen: “Ich mach’ einfach” – das war der Plan. Bis zur vorletzten Runde war sie um Rang 30 unterwegs, vor der Schlussphase sprach sie sich selbst Mut zu: “Antonia, jetzt fahr mal… und zack, es hat funktioniert.” Sie verbesserte sich auf den 23. Platz: “Ich hätte nicht gedacht, dass ich noch so viele einholen kann. Das ist cool, ich bin mehr als zufrieden”, sagt die 21-Jährige.
Das Short-Track-Erlebnis von Elina Benoit lässt sich in zwei Phasen einteilen. In Phase eins fuhr die Schweizerin, die seit dieser Saison für das Lexware Team startet, bei den Besten mit, lag in den Top Ten. “Ja, meine ersten Runden waren gut”, sagt die 21-Jährige aus dem Kanton Neuenburg. Phase zwei begann Mitte des Neun-Runden-Rennens, plötzlich lief es nicht mehr bei ihr. “Ich war mehrmals blockiert”, erzählt sie, “und ich hatte Mühe zu überholen. Ich weiß nicht, wieso es an diesem Tag einfach nicht ging”. Mit Rang 26 bleibt die WM-Fünfte hinter ihren Möglichkeiten zurück, doch sie bleibt gelassen. “Sowas kann passieren und es ist okay. Das Cross-Country-Rennen wird besser”, verspricht sie, “ich mag die Strecke sehr”.
Cross-Country U23-Frauen: “Es war schwierig, nach vorne zu kommen, weil viel Staub aufgewirbelt wurde”Elina Benoit hat Wort gehalten: Im Cross-Country-Rennen lief es besser für sie, obwohl der 26. Platz im Short Track zwei Tage zuvor nachwirkte: Die Schweizerin hatte sich nicht für eine der vorderen Startreihen qualifiziert und musste von Position 28 ins XCO-Rennen gehen: “Es war schwierig, nach vorne zu kommen, weil viel Staub aufgewirbelt wurde”, sagt die 21-Jährige. Mit zunehmender Renndauer schaffte sie dennoch den Anschluss an eine Gruppe, die um die Ränge sieben bis zwölf kämpfte. Sie fightete um einen Top-Ten-Platz und konnte sich in einem Sprintfinish den neunten Platz sichern. “Ich bin zufrieden mit meinem Rennen. Ich merke aber, dass ich nicht so viel Punch habe wie Mitte der Saison.”
“Es war ein sehr hartes Rennen. Ich habe mein Bestes gegeben, aber irgendwie ging es nicht schneller”, sagt Sina van Thiel nach Rang 18 im Cross-Country-Wettkampf der U23-Frauen. Bis zwei Tage vor dem Weltcup im Nordosten der USA war sie krank gewesen, “das merkt man dann halt doch”. Antonia Weeger, dritte Lexware-Starterin in der U23-Klasse, wurde 38.
Cross-Country Männer U23: “Paul hat in einer Staubwolke ein größeres Loch im Boden nicht gesehen” Paul Schehl begann das XCO-Rennen so, wie er den Short Track beendet hatte: ganz vorne im Feld. Er diktierte in den ersten beiden Runden das Tempo, die Form ist exzellent, die Voraussetzung für die nächste Topplatzierung schien gegeben. Dann passierte es: “Er hat in einer Staubwolke ein größeres Loch im Boden nicht gesehen”, erzählt Lexware-Teammanager Daniel Berhe, “dann hat es ihn rauskatapultiert”. Paul fiel von Position eins auf 15 zurück, verlor durch den Crash eine Minute auf die Spitze. Er setzte sich wieder auf sein Bike und versuchte weiterzufahren, als er jedoch merkte, dass die Funktion der Bremsen durch den Sturz gelitten hatte, gab er das Rennen auf. “Es hat dann keinen Sinn mehr gemacht”, sagt Berhe.
Erfolgreiches Comeback von Lina Baldauf Die Saison hatte verheißungsvoll begonnen: Bei der U17-Nachwuchssichtung in Obergessertshausen Ende März wurde Lina Baldauf Zweite im Slalom und hat das Cross-Country-Rennen mit deutlichem Vorsprung gewonnen. Bei der nächsten Sichtung in Hausach im April wurde sie zweimal Dritte und lag in der U17-Gesamtwertung hinter ihrer Lexware-Teamkollegin Clara Hirsch auf Rang zwei. Anschließend tauchte ihr Name in den Ergebnislisten nicht mehr auf: Lina war einen Tag vor der Bundes-Nachwuchssichtung in Gedern im Training gestürzt. Es stellte sich heraus, dass eine Operation an der Schulter unumgänglich war. “Nach dem guten Saisonstart konnte ich an den weiteren Wertungsrennen zur deutschen Meisterschaft nicht mehr teilnehmen”, sagt die 15-Jährige. Auf zwei Rädern konnte sie eine Zeitlang nicht trainieren, inaktiv war sie aber nicht: “Ich habe viele schnelle Bergtouren gemacht.” Bei “zwei technisch einfachen Rennen” hat sie nun erfolgreich ihr Comeback gefeiert: Bei der schwäbischen Meisterschaft in Heimenkirch sicherte sie sich den Titel in der U17 und beim Marathon in Güntersleben (29,8 km/650 Höhenmeter), gleichzeitig bayerische Meisterschaft, gewann sie die U17-Klasse mit mehr als vier Minuten Vorsprung und der zweitschnellsten Zeit aller Starterinnen. “Bedanken möchte ich mich bei meinem Team, das mich während der Verletzungspause nicht im Stich gelassen hat. Ich bin überglücklich, dass ich wieder fit bin.” |