Großartige Leistung von David List bei der WMDer 24-Jährige aus Freiburg wird in Andorra Zehnter im Cross-Country-Rennen / Auch Sina van Thiel und Lennart Krayer glänzen mit Top-Ten-Ergebnissen

September 11, 2024 11:28 am

Der letzte Vormittag bei der Mountainbike-Weltmeisterschaft in Pal Arinsal (Andorra) war pickepackevoll mit Entscheidungen. Vier Weltmeistertitel wurden in etwas mehr als fünf Stunden ausgefahren. Der Zeitplan war über den Haufen geworfen worden, weil der Wetterdienst einen kräftigen Sturm mit Gewitter für den Nachmittag vorausgesagt hatte. Alles musste an diesem letzten Wettkampftag in 1890 Metern Höhe nun etwas früher ablaufen. David List (Foto oben links vor dem Amerikaner Christopher Blevins) vom Lexware Mountainbike Team gelang mit Rang zehn sein erstes Top-Ten-Resultat bei der Elite –  ausgerechnet beim Höhepunkt Weltmeisterschaft. Der Formaufbau hat gepasst. “Ich bin natürlich richtig happy, dass die Tendenz in diesem Jahr weiter bergauf geht”, sagt der 24-Jährige, der sich im Weltcup zuvor schon mehrmals unter den besten 15 platziert hatte. Sina van Thiel vom Lexware Team beendete das Cross-Country-Rennen der U-23-Frauen auf dem sechsten Platz,  ihr zweites Top-Ten-Ergebnis bei dieser WM nachdem sie im Short Track Siebte geworden war. Teamkollege Lennart Krayer platzierte sich als Siebter ebenfalls unter den besten zehn der Welt. Sina und Lennart waren die besten deutschen Starter in der U-23-Klasse.
Cross-Country Elite: “15. in der Welt, das ist doch was”David List ist das Eliterennen der Männer “sehr kontrolliert” angegangen: “Weil mir klar war, dass man in der Höhe nicht gleich alles reinlegen darf, sonst besteht die Gefahr, dass man sich abschießt.” In den nächsten Runden habe er super seinen Rhythmus gefunden und konnte Plätze gutmachen. Anfangs war er 19., die Top Ten hatte er Mitte des Rennens erreicht. In den letzten beiden Runden war er in einer Vierergruppe unterwegs, die um die Plätze sieben bis zehn kämpfte. “Da habe ich viel investiert”, sagt David, “hintenraus habe ich dann schon stark gelitten”. Es wurde der zehnte Platz, die Freude überwiegt deutlich beim Freiburger Studenten nach diesem großartigen WM-Ergebnis.
Max Brandl andererseits blickt auf ein “sehr frustrierendes Rennen” zurück. Trotz schwieriger Startposition kam er gut weg. Auch er war auf dem Weg nach vorne, als in der zweitern Runde technische Probleme an seinem Mountainbike auftraten: “Auf den Abfahrten habe ich viel Zeit verloren und konnte mich auch nicht mehr erholen”, sagt Max, “gerade auf diesem steinigen und wurzligen Kurs ist das natürlich fatal”. Er kämpfte sich durch und erreichte als 40. das Ziel. “Es ist eine minimale Verbesserung zum vergangenen Jahr, aber natürlich nicht das, was ich mir nach dieser Vorbereitung erhoffte hatte.”
“15. in der Welt, das ist doch was”, sagt Nina Graf, ehemals Benz, nach dem Cross-Country-Rennen der Frauen. Nach Rang 16 bei Olympia und mehreren Top-Ergebnissen im Weltcup nun Rang 15 bei der WM – was für eine Konstanz in dieser Saison. “Ich habe in diesem Rennen alles umgesetzt, was ich mir vorgenommen hatte”, sagt die 26-Jährige: guter Start; ich wollte mich für die erste Abfahrt gut positionieren, habe mich schnell vorne in den Top 20 einsortiert und mein Tempo gefunden. Eine große Gruppe vor ihr erregte anschließend ihre Aufmerksamkeit, “da wollte ich rankommen, doch es hat mir dann ein bisschen den Stecker gezogen”. Hintenraus im Rennen war es “ein Überlebenskampf”, sie hat alles rausgehauen. “Ich bin mega happy, dass ich den 15. Platz halten konnte”, sagt Nina, “das ist sehr solide”.

Cross-Country U23: “Sechs waren einfach besser”
5 Uhr aufstehen, 5.30 Uhr Frühstück, 7 Uhr Fahrt zum Wettkampfgelände. So sah der Zeitplan von Lennart Krayer und Paul Schehl aus, nachdem die Startzeit für das U-23-Rennen der Männer auf 8.30 Uhr vorgezogen wurde. Vielleicht lag es am frühen Aufstehen, man weiß es nicht, aber nach einem guten Start und einer guten ersten Runde merkte Paul Schehl alsbald, dass dies nicht sein Tag ist. “Ich hatte Probleme beim Atmen und im Hals”, sagt der 20-Jährige, “in den letzten beiden Runden konnte ich mich nicht mehr pushen und wurde überholt. Nachdem anfangs die Top Ten in Reichweite waren, verlor er gegen Ende an Boden und wurde 17. “Ein bisschen enttäuscht bin ich schon. Es war ein Okay-Rennen, mehr nicht.”
Bei Lexware-Teamkollege Lennart Krayer lief es besser. “Ich bin beim Start gut weggekommen”, sagt er. Von Rang elf aus startete er seine Aufhojagd, fing einen nach dem anderen vor sich ein und wurde WM-Siebter. “Auch wenn ich mir eine Medaille erhofft hatte, bin ich trotzdem zufrieden mit dem Ergebnis”, sagt der 22-Jährige, “die Vorbereitung auf die WM war perfekt, das WM-Rennen war perfekt, ich habe alles gegeben. Sechs waren einfach besser.”
Aus Zeitgründen wurde das Rennen der Elite- und U-23-Frauen zusammengelegt. Ein Mammutfeld mit mehr als 100 Starterinnen.  “Ich bin von Position 67 ins Rennen gegangen, war also mitten im Getümmel, das war ungewohnt”, erzählt Sina van Thiel (Foto unten), die sonst bei der U23 weit vorne startet. “Ich habe mich von mehreren Stopp-and-Gos nicht aus der Ruhe bringen lassen. Ich bin bergab entspannt gefahren und bergauf habe ich wieder in meinen Tritt gefunden.” Stück für Stück arbeitete sie sich im U-23-Feld nach vorne, “was sehr motivierend war, weil ich gefühlt nur überholt habe”. Nach einem schwierigen Saisonauftakt mit einigen Hindernissen hat sich die 21-Jährige bei dieser WM mit dem sechsten Platz im Cross-Country-Rennen und Rang sieben im Short Track unter den Weltbesten ihrer Altersklasse zurückgemeldet. Teamkollegin Carla Hahn, die derzeit nicht im Vollbesitz ihrer Kräfte ist, wurde ein Opfer der 80-Prozent-Regel und musste das Rennen zwei Runden vor Schluss beenden.