List und Brandl auf den Rängen zwei und drei

July 18, 2024 11:34 am

Lennart Krayer und Emil Schmidt sichern sich in ihren Klassen den deutschen Meistertitel / Nina Benz Dritte bei den Frauen
“Titelrennen haben besondere Regeln, heißt es”, sagt Daniel Berhe, der sportliche Leiter des Lexware Mountainbike Teams, “ich würde das so aber nicht unterschreiben”. Zumindest gibt es bei nationalen Meisterschaften immer mal wieder Überraschungen, doch eine Konstante bleibt: Die Dominanz des Lexware Teams. Bei der deutschen Cross-Country-Meisterschaft in Obergessertshausen sicherte sich die Equipe mit Sitz im Dreisamtal und Hochschwarzwald zwei nationale Titel, zwei Silbermedaillen und ebenso viele Bronzemedaillen, obwohl in Carla Hahn und Sina van Thiel zwei U-23-Topfahrerinnen verletzungbedingt nicht am Start waren. Lennart Krayer wurde von seinem Teamkollegen Paul Schehl erneut deutscher U-23-Meister. Emil Schmidt gewann den Titel bei den Junioren. David List und Max Brandl erkämpfen sich im Eliterennen der Männer die Ränge zwei und drei (Foto oben), ebenfalls Dritte wurde Olympiastarterin Nina Benz bei den Frauen.

“Ich komme immer näher an den aktuell stärksten deutschen Fahrer heran” Das Ziel von David List und Max Brandl im Eliterennen der Männer war klar: Sie wollten dem hohen Favoriten Luca Schwarzbauer möglichst dicht auf die Pelle rücken. “Es war ein harter Kampf mit Luca. Ich habe versucht, über ein hohes Dauertempo die Sache anzugehen, es hat aber nicht ganz gereicht”, sagt David List, der nach Short Track auch im Cross-Country-Rennen deutscher Vizemeister wurde. “Dennoch bin ich zufrieden mit meinem Rennen, denn ich habe gesehen, dass ich immer näher an den aktuell stärksten deutschen Fahrer herankomme”, sagt der 24-jährige Student aus Freiburg. Sein Rückstand auf Schwarzbauer betrug im Ziel rund 20 Sekunden.
Max Brandl kam am Start nicht gut weg und konnte erst Mitte der ersten Runde zur Spitzengruppe aufschließen, verlor den Anschluss jedoch wieder aufgrund eines Fahrfehler seines Vordermanns. Mühsam kämpfte er sich zurück, doch Schwarzbauer war bereits enteilt und David List glückte das ebenfalls. “An einem Anstieg konnte ich mich von Georg Egger absetzen”, sagt Brandl, “ich habe versucht, die Lücke zu David noch einmal zu schließen” – was ihm jedoch nicht gelang. Stattdessen formierte sich hinter ihm in Short-Track-Sieger Leon Kaiser und Georg Egger ein gefährliches Duo: “Ich wusste, dass ich jetzt keinen Fehler machen durfte”. Max konnte seine Verfolger auf Distanz halten und sicherte sich die Bronzemedaille. “Den Umständen entsprechend bin ich mit dem Ergebnis natürlich mega zufrieden”, sagt der 27-Jährige, “ich bin froh, dass sich meine Entscheidung, so früh wieder Rennen zu fahren, gelohnt hat.” Drei Wochen zuvor hatte sich Max Brandl beim Weltcup in Crans-Montana bei einem Sturz mehrfach den Kiefer gebrochen.
In allen Bundesligarennen dieser Saison hatte Nina Benz (Foto unten/rechts mit der Bronzemedaille) ihre nationalen Konkurrentinnen klar distanziert, im Meisterschaftsrennen gelang ihr das nicht. “Ich habe versucht, von Anfang an das Tempo hochzuhalten, das Rennen schnell zu machen und das ist mir auch gelungen”, sagt die 25-Jährige,  “denn Lia Schrievers haben wir ziemlich schnell abgeschüttelt”. Nina versuchte, stets als Erste in die technischen Teilstücke zu gehen, “weil ich da schneller bin und sauberer fahren kann”. Als Ronja Eibl mehrmals attackierte, “konnte ich nicht mehr mitgehen”, sagt Nina und auch Lia Schrievers, die in der vierten Runde wieder aufgeschlossen hatte, zog an ihr vorbei. “Ich bin nicht glücklich mit diesem dritten Platz. Ich habe mein Bestes gegeben und jetzt ist es halt so”, sagt Nina und ergänzt: “Heute bin ich noch enttäuscht, aber ich hake das jetzt ab und bereite mich von morgen an auf den Saisonhöhepunkt bei den Olympischen Spielen in Paris vor”.

“Ich habe gemerkt, dass ich das Rennen kontrollieren und nach meinem Willen gestalten kann”In der U-23-Klasse mischen Lennart Krayer und Paul Schehl international ganz vorne mit, sebstredend sind sie national deshalb auch vorne zu erwarten. Sie dominierten das Cross-Country-Titelrennen von Beginn an: Paul Schehl machte die Pace und Lennart Krayer klemmte sich an sein Hinterrad. “In der dritten Runde bin ich dann am steilsten Stück ordentlich aufgestanden und konnte eine Lücke reißen”, sagt Lennart. Er konnte den Vorsprung auf seinen Teamkollegen ausbauen und das deutsche Meistertrikot, das bereits in seinem Besitz war, erfolgreich verteidigen. “Nach den schlechten Rennen zuletzt in Frankreich freue ich mich über diesen Sieg”, sagt der 22-Jährige, der nun ins Höhentrainingslager nach Italien geht, um sich auf die WM in Andorra vorzubereiten. Paul Schehl war mit seinem zweiten Platz ebenfalls “extrem zufrieden, der Kurs war leicht rutschig, es hat Spaß gemacht.” Mit zwei schnellen Anfangsrunden hatte beide früh für klare Verhältnisse gesorgt. “Ich freue mich für Lenny, dass er gewonnen hat. Auch für mich ist es richtig gut gelaufen”, sagt Paul. Benjamin Krüger auf Rang fünf rundete das gute Lexware-Team-Ergebnis in der U-23-Klasse ab. “Taktisch habe ich alles richtig gemacht, aufgrund von Krämpfen habe ich den Kampf um den dritten Platz allerdings verloren”, erzählt der 20-Jährige, “mit meinem Rennen bin ich zufrieden, die Platzierung hätte aber weiter vorne sein können”.
Auch Antonia Weeger haderte nach dem U-23-Rennen der Frauen: “Die Hitze hat mir ganz schön zu schaffen gemacht. Ich bin nicht zufrieden mit meinem Rennen.” Nach einem schlechten Start kämpfte sie sich zwar zurück, brach anschließend aber ein: “Es war extrem hart und zäh”, sagt die 19-Jährige nach dem fünften Platz im Titelrennen der Klasse U23.
Einen souveränen Auftritt legte Emil Schmidt bei den Junioren hin und sicherte sich den U-19-Meistertitel. “Ich habe schon in der ersten Runde gemerkt, dass ich das Rennen kontrollieren und nach meinem Willen gestalten kann”, sagt der 17-Jährige mit breiter Brust, “in der letzten Runde waren wir noch zu zweit und ich konnte anschließend in einer halben Runde 30 Sekunden Vorsprung auf meinen härtesten Konkurrenten herausfahren. Im Ziel waren es 50 Sekunden”.