Paul Schehl erneut auf dem Podium im Weltcup. Der 21-Jährige wird in Lenzerheide Zweiter im Short Track und beendet das Cross-Country-Rennen auf Rang fünf
Nur wenige Tage nach der Weltmeisterschaft im Wallis hat sich die Mountainbike-Weltelite erneut in der Schweiz zum nächsten Weltcup getroffen – in Lenzerheide. Wieviel Frische in Kopf und Körper ist bei den Athleten nach dem Saisonhöhepunkt noch vorhanden? Wieviel Wille und Entschlossenheit, noch einmal ans Limit zu gehen? Paul Schehl (Foto oben/links) vom Lexware Mountainbike Team hat den Übergang hervorragend gemeistert: Beim Short Track (XCC) der Klasse U23 stürmte er “uff de Lenzerheid” auf den zweiten Platz und das Cross-Country-Rennen (XCO) beendete er als Fünfter. “Das war ein gutes Weltcup-Wochenende mit den Rängen zwei und fünf. Das passt alles.” Lexware-Teamkollegin Elina Benoit kam im XCO-Wettkampf der U23-Frauen als Achte ebenfalls in die Top Ten im “Bike Kingdom” Lenzerheide.
Short Track U23-Männer: “Da ging jetzt endlich mal wieder richtig was vorwärts”Heimfahren hat sich nicht gelohnt. Nach der Weltmeisterschaft ist Paul Schehl in der Schweiz geblieben und von der WM in Crans Montana nach Lenzerheide weitergezogen. “Meine Form geht wieder hoch, ich bin ready für die letzten Rennen”, hatte der 21-Jährige nach Rang vier im Cross-Country-Wettkampf bei der Weltmeisterschaft gesagt. Mit dem zweiten Platz hinter U23-Weltmeister Finn Treudler (Schweiz) hat Paul seinen Worten im Short Race von Lenzerheide Taten folgen lassen. “War ein geiler Short Track, da ging jetzt endlich mal wieder richtig was vorwärts.” Vom Start weg war der deutsche U23-Meister in der Spitzengruppe präsent: “Ich konnte vorne gut mitfahren und war stets gut positioniert.” Als der führende Treudler in der vorletzten Runde zur Attacke blies, lag Paul an dritter Stelle hinter Gustav Heby Pedersen. Der Däne konnte das Tempo von Treudler nicht mitgehen, es tat sich eine Lücke auf, die Paul anschließend nicht mehr schließen konnte: “Ich weiß nicht, wie es ausgegangen wäre, wenn ich bei der Attacke an seinem Hinterrad gewesen wäre”, sagt er. Der Ertrag kann sich dennoch sehen lassen: Rang zwei in einem Weltklassefeld und “ein super Gefühl”, mit dem er aus dem XCC-Wettkampf gegangen sei: “Ich bin bereit für das Cross-Country-Rennen am Sonntag. Ich habe große Lust, wieder richtig Gas zu geben”.
Short Track U23-Frauen: Sina van Thiel kämpft mit den Belastungsspitzen und Elina Benoit mit taktischen Problemen“Es ist für mich nach dem Sturz und der Pause nicht ganz einfach, die Spitzen im Wettkampf mitzugehen”, sagt Sina van Thiel vom Lexware Team. Das Vor und Zurück spiegelt sich in ihren Positionen wider: Anfgangs war sie 14., zwischendurch 22. und am Ende des Short Tracks der U23-Frauen wieder 14. An den kurzen Anstiegen in Lenzerheide wurde Vollgas gefahren, da hatte Sina Schwierigkeiten mitzugehen, “im Standgas bin ich jedoch ganz gut mitgekommen”, sagt sie. Da einige vor ihr gegen Ende des Wettkampfs Probleme bekamen “und eingegangen sind”, konnte sie noch einige Positionen gutmachen und auf den 14. Platz vorfahren: “Das ist cool, das freut mich, dass ich noch einen Startplatz in der zweiten Reihe für das Cross-Country-Rennen ergattert habe”.
Teamkollegin Elina Benoit kämpfte im Short-Track der U23-Frauen nach einem guten Start mit “taktischen Problemen”. Die Schweizerin verlor den Anschluss an eine Gruppe und den Zugriff auf eine Top-Ten-Platzierung. “Mitte des Rennens hatte ich nicht genügend Power, um Konkurrentinnen vor mir zu überholen”, erzählt die WM-Fünfte, die beim Short Race als 16. ins Ziel kam. “Es war kein super gutes Rennen von mir, so richtig schlimm ist es aber auch nicht.”
Cross-Country U23-Männer: “Insgesamt war das eine solide Performance”Das Tempo im U23-Rennen der Männer sei vom Start weg “unfassbar schnell” gewesen, “da war richtig Zug auf der Kette”, erzählt Paul Schehl. Vorne hatten sich die üblichen Verdächtigen eingefunden, als jedoch U23-Weltmeister Finn Treudler Ende der ersten Runde das Tempo hochfuhr, konnte niemand mit ihm mitgehen. Auch Paul Schehl nicht. In der zweiten Runde setzte sich Rens Teunissen van Manen (Niederlande) ab, “wir mussten reißen lassen, die sind vorne rausgefahren”. Die Gruppe um Paul kämpfte fortan um Rang drei, “so richtig flüssig bin ich nicht über den Kurs gekommen”, gesteht er. Er habe sich leistungsmäßig nicht richtig gut gefühlt: “Ich bin ein bisschen am Zappeln gewesen, das war einfach ein richtig hartes Rennen”. Zwischenzeitlich auf Rang sieben, schnappte sich Paul mit einer schnellen Schlussrunde noch den fünften Platz. “Ja, ich konnte in der Schlussrunde noch einmal das Gas aufdrehen. Insgesamt war das eine solide Performance.”
Für Lexware-Teamkollege Noel Toth begann das U23-Rennen mit einem Malheur: Er blieb mit dem Lenker irgendwo hängen und fiel um. “Sch…Start”, knurrt der 18-jährige Schweizer, “anschließend war ich ganz hinten im Feld”. Sein Rückstand auf die Besten war schon nach der ersten Runde beträchtlich, “es ging nicht viel”, sagt er. Er sei letzte Woche krank gewesen, wolle das aber keinesfalls als Ausrede verstanden wissen. Kann natürlich aber durchaus eine Rolle gespielt haben. “Es war ziemlich streng”, sagt Noel nach Rang 75 im Weltcupfeld von Lenzerheide, “ich gebe aber nicht auf, weiter geht’s”.
Cross-Country U23-Frauen: “Das Gefühl war nicht gut, das Ergebnis ist es aber schon” Elina Benoit erwischte im U23-Rennen der Frauen einen guten Start und war alsbald in einer Verfolgergruppe unterwegs, die um den dritten Platz kämpfte. “Leider konnte ich den Rhythmus nicht beibehalten”, sagt die Schweizerin, die seit dieser Saison für das Lexware-Team startet, “ich bin am Ende Achte geworden”. Ihr Wettkampf-Gefühl sei “nicht gut gewesen, das Resultat ist es aber schon”.
Ganz anders verlief die Startphase für Sina van Thiel. Sie stand in der zweiten Reihe und als das “Go” kam, konnte die Fahrerin vor ihr den Schuh nicht ins Pedal einklicken. Statt dennoch anzufahren, blieb sie stehen, “von hinten sind dann die anderen Fahrerinnen in mich reingefallen”, erzählt Sina. Als sie wieder im Sattel saß, war sie unter den Allerletzten im Feld. “Ich versuchte dann Pacman zu spielen”, sagt die 22-Jährige, allerdings mit überschaubarem Erfolg, “weil es auf der Strecke in Lenzerheide schwierig ist zu überholen und wenn es geht, muss man viel investieren, um vorbeizukommen”. Immerhin kämpfte sie sich noch auf den 19. Platz vor, “allerdings sieht man am Ergebnis nicht, dass ich eigentlich ein starkes Rennen gefahren bin”, klagt Sina. Teamkollegin Antonia Weeger beendete das U23-Rennen auf dem 38. Platz.
Bundes-Nachwuchssichtung: Clara Hirsch gewinnt den Slalom in Albstadt und ist deutsche U17-MeisterinClara Hirsch vom Lexware Mountainbike Team hat bei der letzten Bundes-Nachwuchssichtung in Albstadt den Slalom gewonnen und im Cross-Country-Rennen wurde sie Dritte. Aufgrund ihrer komfortablen Führung in der Gesamtwertung stand die 15-Jährige bereits vor dem Wettkampf als deutsche U17-Meisterin fest. “Im Slalom habe ich auf einer schnellen Strecke zwei starke Läufe abgeliefert und damit auch den letzten Downhill der Saison gewonnen”, sagt Clara. Im Cross-Country-Rennen tags darauf habe sie sich “eigentlich auch gut gefühlt, an den Anstiegen konnte ich mein gewohntes Tempo aber nicht durchziehen”. Nach zwei sehr harten Runden mit steilen Anstiegen war die Freude über den zweiten deutschen Meistertitel dennoch groß – in der U15 war sie bereits deutsche Meisterin und Vizemeisterin geworden. Ihre Lexware-Teamkollegin Maxi Strittmatter beendete den Slalom als Dritte und wurde im XCO-Rennen Fünfte. Im Gesamtklassment der Bundes-Nachwuchssichtung kam Maxi auf den dritten Platz. Der U13-Seriensieger Finn Laichinger vom Lexware Team triumphierte in seinem Nachwuchsrennen in Albstadt mit mehr als zwei Minuten Vorsprung.