Paul Schehl feiert in Nove Mesto den ersten Weltcupsieg seiner KarriereIn einem an Spannung kaum zu überbietenden Regenrennen ringt der Mountainbiker des Lexware Teams in der U23-Klasse Rens Teunissen van Manen (Niederlande) und Finn Treudler aus der Schweiz nieder.

May 26, 2025 11:34 am

Zuerst haben sie sich auf der Strecke bis zum letzten Meter bekämpft, die Mountainbiker Paul Schehl vom Lexware Team (Foto oben), Rens Teunissen van Manen (Niederlande/Foto oben rechts) und der Schweizer Finn Treudler. Anschließend ging der Kampf auf dem Siegertreppchen weiter: Alle drei hatten sich mit einer Flasche Sekt bewaffnet. Paul Schehl (Foto oben) nahm als Sieger des U23-Mountainbike-Weltcuprennens in Nove Mesto (Tschechien) das Heft des Handelns in die Hand:  Zunächst trackierte der 20-Jährige aus Freiburg den zweitplatzierten Holländer mit einer straffen Schaumwein-Fontäne, als der, je länger die Dusche dauerte, eher Genuss als Abneigung empfand, widmete sich Paul anschließend dem Schweizer auf der anderen Seite, aber leider war nicht mehr viel Druck in der Flasche. Auch zuvor war es bereits feucht-fröhlich zugegangen: Denn viele eilten nach dem Triumph herbei – Freunde, Familie, natürlich Pauls “Mum”, Teammitgliederinnen und -mitglieder –  herzten und umarmten den U23-Weltcupsieger Paul Schehl und einige hatten feuchte Augen. Freudestrahlend  sagte er, als ihm ein Mikrofon hingehalten wurde: “Der kam jetzt mal richtig unerwartet, dieser Sieg. Denn die letzten Wochen waren eine Achterbahnfahrt nach dem Sturz in Brasilien und drei Wochen Trainingspause”.
“Ich habe das, glaube ich, auf der Zielgeraden clever gemacht”Dass Paul Schehl über ein leistungsstarkes System, über Renninstinkt und die nötige Zweirad-Technik verfügt, um Großes zu leisten, das hat er schon oft bewiesen. Als Junior stand er schon einmal international ganz oben: Weltmeister in der Klasse U19. Auf die Plätze, fertig, los – Vollgas. Paul ist ein Racer, das ist seine DNA. Im Short-Track-Rennen von Nove Mesto hatte er lange in der Spitzengruppe mitgehalten und war erst in der Schlussphase von Rang drei auf sechs zurückgefallen. Tags darauf im Cross-Country-Rennen nistete sich Paul erneut von Anfang an weit vorne im Feld ein. Nach der ersten Runde war er Achter, dann Sechster, Fünfter, Vierter, doch eigentlich schien es, dass die beiden enteilten Teunissen van Manen und Treudler den Sieg unter sich ausmachen werden. “Ich habe erst einmal mein Ding gemacht, bin meinen Rhythmus gefahren und habe die anderen machen lassen”, sagt Paul. Treudler bekam Probleme mit seiner Schaltung, musste den Niederländer ziehen lassen und Paul rückte seinerseits dem Schweizer auf die Pelle. Er schloss zu ihm auf und in der fünften von sieben Runden ließ er ihn trocken stehen. Man glaubte zuerst nicht, was man anschließend sah: Denn Paul kam dem groß gewachsenen Holländer, der bis dahin sehr dominant aufgetreten war, immer näher. Und tatsächlich: Paul schloss zu Teunissen van Manen auf. Der Schweizer Treudler auf Position drei war nicht weit zurück, mal waren es 11 Sekunden, mal 15. Ein Fehler auf regennassem Terrain, eine Unachtsamkeit hätte alles noch einmal ändern können in einem Rennen, in dem Stürze nicht die Ausnahme, sondern die Regel waren. In der letzten Runde attackierte zunächst Paul, später der Niederländer. Lösen konnte sich keiner. Sie kamen zusammen in den Stadionbereich, Paul hielt sich geschickt am Hinterrad des Schlakses aus Holland. Was dann jedoch auf der Zielgeraden folgte, war ein sehenswerter Ausbruch von Entschlossenheit, Überzeugung und Willenskraft, zu dem nur wenige fähig sind. Sieger schon. Paul Schehl ist einer von ihnen. Er riss die Arme hoch, schrie vor Grlück. “Ich bin sehr glücklich”, wird er später sagen. Es war sein Moment. “Ich war in den technischen Passagen gut unterwegs”, sagt der U23-Weltcupsieger, “ich habe das am Ende, glaube ich, clever gemacht auf dieser langen Zielgeraden im Gegenwind. Auf Position zwei war ich im Vorteil.” Und er war wild entschlossen, sich diesen Sieg zu holen.

Cross-Country: “Ich bin sehr froh, mit Sina gekämpft zu haben und freue mich fürs Team”Auch im U23-Rennen der Frauen in Nove Mesto gab es Grund zur Freude für das Lexware Mountainbike Team: Sina van Thiel und die Schweizerin Elina Benoit überzeugten mit starken Leistungen in Nove Mesto und finishten in den Top Ten: Sina wurde Sechste, Elina Achte. Beiden kämpften sich die meiste Zeit Seite an Seite über den schwierigen Parcours, nach 82 Minuten Renndauer war Sina neun Sekunden eher im Ziel. “Ich bin stolz, dass ich alle aus unserer Gruppe am Ende hinter mir lassen konnte”, sagt Sina, “ich hatte Mitte des Rennens einen Hänger.  Am Ende konnte ich bergauf noch einmal Gas geben und auch bergab war ich wieder im Flow”. Sina strebte dem Ziel allein entgegen, Elina hingegen lieferte sich einen Zielsprint mit der Engländerin Ella Maclean-Howell um Rang sieben, den sie um Reifenstärke verlor. “Meine Resultate werden besser und besser. Ich bin sehr froh mit Sina gekämpft zu haben und freue mich für das Team”, sagt Elina.
Nicht zufrieden war Lexware-Teamkollegin Antonia Weeger mit Platz 29 im U23-Wettkampf. “Wenn man von Position 42 ins Rennen geht, kann man in der Startloop nicht viel erwarten”, sagt die 20-Jährige, “ich bin nicht Vorwärtsgekommen. Ich war hinten gefangen.” Sie bleibe aber weiter positiv und nehme die Dinge, wie sie kommen.
Im World-Series-Rennen der Junioren in Nove Mesto belegte Lexware-Starter Elias Hückmann, der sein erstes Jahr in der U19-Klasse absolviert, den 24. Platz. “Die Vorfreude auf das Rennen war riesig, es ist ein legendäres Rennen auf einem besonderen Kurs”, sagt Elias, “ich hatte die Spitzengruppe anfangs noch in Sichtweite. Ich habe aber nach der ersten Rennhälfte meine guten Beine verloren und Krämpfe bekommen”. Er habe gegen Ende Platz um Platz verloren und sich auf Rang 24 ins Ziel gerettet, berichtet der 17-Jährige.
Clara Hirsch und Maxi Strittmatter in St. Märgen Clara Hirsch und Maxi Strittmatter (beide U17) vom Lexware Team starteten in St. Märgen bei einem Rennen um den Schwarzwälder MTB-Cup. “Wir konnten uns gemeinsam absetzen und haben uns an der Spitze abgewechselt”, erzählt die 15-jährige Clara, “wir sind dann auch als erste ins Ziel gefahren”.

Short Track: Wilde Startphase der U23-FrauenNach drei Fehlstarts wurden die U23-Frauen nach alter Väter Sitte mittels Pfiff ins Short-Track-Rennen von Nove Mesto geschickt. “Danach gab’s erst einmal a bissl Tumult auf der engen und kurvigen Strecke”, erzählt Sina van Thiel, “bei einer 180 Grad Steilhangkurve standen die Kurveninneren still”. Sina wurde dadurch im Feld nach hinten gespült. Der Kampf nach vorn im Feld war schwierig, “weil auf der Zielgeraden viel Gegenwind blies und es bergauf über eine Wiese ging: Heißt: Jeder war am Drücken!” Trotzdem sei sie sehr zufrieden mit ihrer Leistung und Rang 13, sagt die 22-Jährige, “das Short Race war eine mega Vorbelastung für das Cross-Country-Rennen”.
Die nervöse und ruppige Startphase der U23-Frauen machte fast allen zu schaffen, auch Elina Benoit. “Leider war ich in der Anfangsphase zweimal kurz blockiert und anschließend fast die Letzte im Feld”, erzählt die junge Schweizerin, die seit dieser Saison für das Lexware Team startet. Anschließend musste sie viel investieren, um Boden gutzumachen. Sie konnte sich noch auf den 17. Platz im 40er-Feld verbessern und war zweitbeste Lexware-Starterin zwei Sekunden hinter Sina van Thiel.
Einen Tag vor dem Short Race war noch nicht klar, ob Antonia Weeger zu den 40 Auserwählten gehören würde, die im Short Track losgelassen werden. Doch sie ist reingerutscht und resümierte anschließend: “Das war ein richtig heftiger Short Track, so einen extremen bin ich noch nie gefahren”, sagt die 20-Jährige, “man konnte sich nie erholen, es gab die ganze Zeit Attacken, es ging ständig kurz heftig hoch oder runter”. Als 25. hatte sie die dritte Startreihe für das XCO-Rennen nur hauchdünn verfehlt.