Sechs Top-Ten-Platzierungen für das Lexware Team beim Weltcup / Carla Hahn wird Zweite
June 24, 2024 9:36 am
Der Mountainbike-Weltcup auf dem Hochplateau in Crans-Montana war ein Novum und gleichsam eine Generalprobe: Nächstes Jahr werden im Schweizer Kanton Wallis die Besten der Welt in sieben verschiedenen Zweirad-Disziplinen von Pumptrack bis Enduro ermittelt. Crans Montana wird Schauplatz der weltmeisterlichen Cross-Country-Titelrennen sein. Vielleicht ist es ein gutes Omen, dass das Lexware Mountainbike Team hier auf rund 1500 Metern am vergangenen Wochenende seine bisher beste Weltcup-Ausbeute in dieser Saison feierte, obwohl mit Nina Benz und Lennart Krayer zwei Leistungsträger krankheitsbedingt nicht am Start waren: Sechs Top-Ten-Plätze erkämpfte sich das Team mit Sitz im Dreisamtal und Hochschwarzwald: Carla Hahn (Foto oben) sicherte sich den zweiten Platz im Short-Track-Rennen der U-23-Frauen und Teamkollegin Sina van Thiel wurde in derselben Klasse Sechste (Short Track) und Zehnte (Cross-Country). Max Brandls herausragende Leistung im Short Race der Männer wurde mit Rang fünf belohnt und Paul Schehl demonstrierte in der Klasse U23 sein enormes Potenzial mit Rang acht im Short Track und dem zehnten Platz im Cross-Country-Rennen. |
Die Eliterennen der Männer: “Das war schon ein geiles Gefühl in der letzten Runde auf Position zwei”, sagt Max Brandl nach dem Short TrackEs waren denkwürdige Rennen der Männer auf dem schwierigen Kurs in Crans Montana: Im Short Track schafften zwei Mountainbiker aus der Region den Sprung unter die Besten der Welt: Der Münstertäler Julian Schelb (Team Stop&Go Marderabwehr) erkämpfte sich sensationell den zweiten Platz und Max Brandl (Foto unten) vom Lexware Mountainbike Team sicherte sich Rang fünf. In der letzten Runde hatte der 26-Jährige aus Freiburg die Verfolgergruppe hinter Weltmeister und OIympiasieger Tom Pidcock (England) angeführt: “Das war schon ein geiles Gefühl, in der letzten Runde auf Position zwei zu liegen”, sagt Max, “dass ich dann noch von drei Konkurrenten überholt wurde, ist auf jeden Fall zu verkraften”. Vor dem Start habe er sich “relativ unsicher gefühlt”, deshalb sei er ohne große Erwartungen ins Rennen gegangen. Die Taktik, sich erstmal etwas zurückzuhalten und in der zweiten Rennhälfte aufzudrehen, verwarf er jedoch umgehend: “Ich bin so gefahren, wie ich mich gefühlt habe und irgendwann war dann schon klar, dass ich in die ersten acht komme”, sagt Max. Die besten acht des Short Races bilden die erste Startreihe im folgenden Cross-Country-Rennen. Unglücklich verlief die Anfangsphase für seinen Teamkollegen David List. Bereits in der ersten Runde stürzte er in einer steilen, schmierig-weichen Abfahrt und fand sich anschließend am Schluss des Feldes wieder. In dem Sechs-Runden-Rennen konnte er sich anschließend noch auf den 25. Platz verbessern. Kritik an der gefährlichen Cross-Country-Strecke: Selbst die Besten der Welt stürzenIn das Cross-Country-Rennen startete Max Brandl aus der ersten Reihe – ebenso Julian Schelb. Was für ein Moment für die im Schwarzwald trainierenden Mountainbiker! In der ersten Runde führten die beiden für einen Augenblick auf den Rängen eins und zwei das Feld der Weltbesten an. Max zeigte eine herausragende Leistung und hielt sich bis Runde drei in den Top Ten – dann passierte das: “Im Rockgarden gab es vier Linienoptionen, A, B, C und D. B war die schnellste, hatte aber einen Grat, auf dem man fahren musste und davon bin ich abgekommen”, erzählt der 26-Jährige aus Freiburg. Eine Chance zu reagieren, eventuell zu bremsen, hatte er nicht mehr. Max stürzte, der Einschlag sei heftig gewesen, das Kinn anschließend blutig, ein Zahn gebrochen. Mit einem Pressverband am Kinn und reichlich Schmerzmittel im Körper machte sich der deutsche Doppelmeister des Vorjahres auf die Heimreise nach Freiburg, wo er sich in der Uniklinik das Kinn nähen lassen wollte. Die Strecke glich fahrtechnisch einem Roulettespiel. Auch die Allerbesten stürzten: Pidcock einmal, der zehnmalige Weltmeister Nino Schurter (Schweiz) zweimal… “diese Strecke hat keinen technischen Anspruch. Viele Passagen sind einfach nur gefährlich und verlangen Mut”, kritisiert Max Brandl, “bei den schmierigen Bedingungen ist man über die gefährlichen Stellen einfach nur drübergeholpert und hat gehofft zu überleben”. Die Strecke sei von einem Enduro-Fahrer mit doppelt soviel Federweg und doppelt so breiten Reifen wie im Mountainbikesport üblich abgenommen worden. “Das Risiko wird uns vom Weltverband UCI auferlegt”, klagt Brandl. David List zeigte erneut ein sehr gutes Cross-Country-Rennen und schraubte seine beste Weltcup-Platzierung um einen Rang nach oben: Nach Platz 14 in Brasilien wurde er in Crans-Montana 13. “Damit bin ich ganz happy.” Von Position 30 aus gestartet hatte David zu Beginn des Rennens Glück, dass er zwei Startkollisionen, die sich vor ihm ereigneten, gerade noch umfahren konnte. “Ich habe mich anschließend auf mein Tempo konzentriert und darauf, möglichst wenig Fehler zu machen”, sagt der 24-Jährige, “da der Julian hier mit den Rängen zwei und fünf richtig einen rausgehauen hat, gehe ich davon aus, dass er und Luca Schwarzbauer nach Paris fahren”. U-23-Frauen: “Vom Kopf her war ich schon vor dem Start voll durch”, sagt Sina van Thiel nach dem Short Track Was für ein starkes Comeback von Carla Hahn: Nach dem Sturz beim Weltcup in Nove Mesto plagten die 19-Jährige Knieprobleme, in Val di Sole musste sie erkennen, dass ihr Körper die Folgen der Kollision noch nicht restlos überwunden hatte. “Der zweite Platz im Short Track hier in Crans Montana kommt deshalb ein bisschen überraschend”, sagt Carla, “ich habe viel Physio und viele Übungen zur Kniestabilität gemacht und mich vor dem Rennen auch wieder gut gefühlt”. Obwohl aus der hinteren Region gestartet, war Carla schon nach dem ersten kniffligen Anstieg auf Position vier. “Nach der steilen Abfahrt waren wir dann nur noch zu dritt und haben anschließend gut zusammengearbeitet, um die anderen hinter uns nicht mehr rankommen zu lassen. Das hat gut funktioniert.” In der Schlussphase verteidigte Carla Hahn den zweiten Platz erfolgreich gegen die Angriffe der Amerikanerin Madigan Munro. “Ich bin mehr als happy mit dem Ergebnis. Es kommt unerwartet und ist deshalb umso schöner.” “Vom Kopf her war ich schon vor dem Start irgendwie voll durch und das habe ich bergauf in der ersten Runde auch gemerkt”, erzählt Sina van Thiel, “ich habe einfach keinen Druck auf das Pedal bekommen”. Sie kam aber sturzfrei durch den Short Track und auch die Kraft war in den Runden danach auf einmal da: “Langsam aber sicher konnte ich mich nach vorne arbeiten.” Ihre Anstrengungen wurden mit Rang sechs im Short Race der U23 belohnt. Teamkollegin Antonia Weeger gelang mit Rang 19 ihr bisher bestes Weltcup-Resultat in der Klasse U23. “Mega happy” sei sie, sagt die 19-Jährige, “nachdem die letzten Rennen nicht so gut waren. Ich bin froh, dass ich mein wahres Leistungsvermögen wieder zeigen konnte”. Die erste Runde im Short Track sei hart gewesen, in Durchgang zwei habe sie einen kleinen Durchhänger gehabt. In den Schlussrunden konnte Antonia das eroberte Terrain jedoch behaupten und brachte den 19. Platz ins Ziel. U-23-Frauen: “Ich liebe Matschrennen”, sagt Antonia Weeger nach der Cross-Country-Rutschpartie Wow, nach der energiegeladenen Startphase führten Carla Hahn und Sina van Thiel das U-23-Feld im Cross-Country-Rennen kurzzeitig an. Viele knifflige Passagen waren aufgrund des weichen Untergrunds nicht fahrbar, die Lauferei machte Carla zu schaffen: “Das Knie hat das nicht mitgemacht. Die Schmerzen wurden von Laufpassage zu Laufpassage schlimmer”, sagt die 19-Jährige. Ende der ersten Runde war Schluss für sie, sie stieg aus. Lexware-Teamkollegin Sina van Thiel kam in der Startphase gut weg, in der ersten steilen Abfahrt blieb sie jedoch “mit dem Lenker an einem Bäumchen hängen” und räumte nicht nur sich, sondern auch noch gleich zwei Fotografen mit ab. “Ich war danach mit dem Kopf nicht so ganz bei der Sache”, gesteht Sina, “bei Start und Ziel habe ich dann gedacht: So jetzt geht das Ganze noch einmal von vorne los und ich starte neu.” Sie lieferte sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit der Deutschen Finja Lipp – ein Top-Ten-Platz war in Reichweite. Auf einem Streckenabschnitt mit Baumstämmen habe es sie “noch einmal hingeschmissen”, sagt Sina, “mit dem zehnten Platz geht es aber Schritt für Schritt in die richtige Richtung”. Antonia Weeger ziegte abermals ein solides Rennen und ist “mehr als happy” mit dem 20. Platz. “Ich liebe Matschrennen”, sagt die 19-Jährige, die nach einem holprigen Start sich kontinuierlich nach vorne arbeiten und die erkämpfte Position unter den ersten 20 verteidigen konnte. U-23-Männer: “Auf den Abfahrten habe ich keinen Quatsch gemacht”, sagt Paul Schehl Paul Schehl (Foto oben/im Rockgarden) hat ein erfolgreiches Weltcup-Wochenende im Wallis mit zwei Top-Ten-Platzierungen hinter sich. Obwohl der 20-Jährige nach dem Short-Track-Start der U23 erst einmal im Stau stand, konnte er den Kontakt zu den Besten anschließend wieder herstellen. “Ich konnte mich gut postionieren und im Zielsprint den achten Platz absichern”, sagt Paul. Start aus der ersten Reihe beim Cross-Country-Rennen war Lohn der Mühen. “In der ersten Runde bin ich zu defensiv gefahren und habe sehr viele Positionen verloren”, sagt der 20-Jährige. Regen hatte den Parcours in eine schmierige Piste verwandelt. “Ich bin ruhig und konstant gefahren und habe auf den Abfahrten keinen Quatsch gemacht.” Es war ein solides Rennen des ehemaligen Junioren-Weltmeister in der Klasse U23, “mit Rang zehn bin ich superglücklich”. Benjamin Krüger stellte im Cross-Country-Rennen der U23 mit Rang 29 eine neue persönliche Weltcup-Bestleistung auf, gleichwohl merkt er an: “Es wäre mehr drin gewesen”. Gefühlt sei jeder Sturz in der Anfangsphase vor ihm passiert. Aus der Startloop kam er deshalb als 60. zurück, “anschließend konnte ich mich nach vorne robben”. Die Aufholjagd führte ihn bis auf Platz 27, “anschließend hat es mir ein bischen den Stecker gezogen. Ich habe vor allem in den Anstiegen gemerkt, dass ich nach dem Weltcup in Nove Mesto krank war.” Auf den Abfahren habe er hingegen seine Fähigkeiten ausspielen können. Sein Fazit: “Bergab einer der Schellsten und sehr zufrieden damit, bergauf ausbaufähig.” |