Sina van Thiel wird Dritte und Paul Schehl Vierter beim Weltcup in Frankreich
July 8, 2024 11:01 am
Der Übergang von den Junioren zur Eliteklasse im Radsport ist monströs. Deshalb hat man die vier Jahrgänge umfassende U-23-Klasse eingeführt. Als Junior war Paul Schehl Weltmeister und jetzt hat der 20-Jährige bereits in seiner zweiten U-23-Saison beim Weltcup in Les Gets (Frankreich) den Konktakt zur Weltspitze erneut hergestellt: Im Cross-Country-Rennen erkämpfte sich der Mountainbiker vom Lexware Team den vierten Platz, im Short Track zwei Tage zuvor war er Sechster geworden. Teamkollegin Sina van Thiel (Foto oben/rechts) gelang ebenfalls zweimal der Sprung unter die besten zehn: Im Short Track wurde sie Dritte, auf der längerem Cross-Country-Strecke Siebte. David List kommt bei den Männern den Top Ten Stück für Stück näher: 14. war er in Brasilien, 13. in Crans-Montana und in Les Gets sicherte er sich im Cross-Country-Wettkampf den elften Platz. Die für Olympia nominierte Nina Benz vom Lexware Mountainbike Team zeigte bei den Frauen nach ihrer Krankheit eine solide Leistung und belegte als beste Deutsche Rang 17. |
Short Track: “Ich kann’s noch gar nicht glauben”, sagt Sina van Thiel nach ihrem dritten PlatzDas beste Ergebnis für das Lexware Team im Short Race erkämpfte sich Sina van Thiel in der U-23-Klasse. “Einfach Wahnsinn, es ist unglaublich, sooooo happy”, war ihre erste Reaktion nach dem dritten Platz vier Sekunden hinter Weltmeisterin Isabella Holmgren (Kanada) und eine Sekunde hinter der Deutschen Kira Böhm. Die Saison hatte für Sina van Thiel mit einigen Rückschlägen begonnen: Gehirnerschütterung nach Sturz im Training und anschließend war sie krank. In Lets Gets präsentierte sich die 21-Jährige nun in starker Form: “Anfangs war ich weit hinten und bin dann jede Runde ein Stückchen weiter nach vorne gefahren”, erzählt sie. In der drittletzten Runde tat sich vor ihr eine Lücke auf, die sie jedoch wieder schließen konnte. “Nach dem Rockgarden war ich auf Position drei und habe mich in der letzten Runde an Kiras Hinterrad festgebissen. Ich kann es noch immer nicht glauben, dass ich aufs Podium gefahren bin”, frohlockt Sina van Thiel. Ihre Teamkameradin Antonia Weeger erreichte als 18. das Ziel: “Es war sehr anstregend, vor allem der erste Berg”, sagt die 19-Jährige, “in den letzten Runden hatte ich aber noch Energie und konnte mich auf Rang 18 verbessern”. Bei Carla Hahn treten seit dem Massensturz beim Weltcup in Nove Mesto (Tschechien) immer wieder Knieprobleme auf, die sie im Short Track von Lets Gets zur Aufgabe zwangen. Short Track: “Ich habe mir einige taktische Fehler geleistet”, sagt Paul Schehl nach Rang sechsIm Short-Track-Rennen der U-23-Männer erkämpfte sich Paul Schehl mit dem sechsten Platz seine bis dahin beste Weltcup-Platzierung. Trotz schwierigem Start – “ich war eingekeilt” – konnte er anschließend zur Spitze aufschließen und zeigte sich in der vierten Runde ganz vorne: “Da habe ich es in die Hand genommen und ein bisschen Tempo gemacht”, erzählt der 20-Jährige. Er habe sich aber auch immer wieder taktische Fehler geleistet und sei nicht gut positioniert gewesen, gesteht Paul, “die verschwendete Energie hat mir dann in der letzten Runde gefehlt. Ich bin dennoch zufrieden mit meiner Leistung und dem Ergebnis”. Lexware-Teamkollege Lennart Krayer wurde gleich nach dem Start des U-23-Rennens an der Bande eingekeilt, musste abbremsen und fand sich am Ende des 40-er-Feldes wieder. “Ich habe dann peu à peu aufgeholt und konnte hintenraus meine Stärken ausspielen”. Rang 16 für ihn. David List hatte im Eliterennen der Männer keinen guten Tag erwischt. “Mir haben heute zwei Prozent gefehlt, um vorne mitzufahren”, erzählt der 24-Jährige. Zwischenzeitlich lag er auf Rang 16, gegen Ende des Rennens verlor er jedoch wieder an Boden und kam als 29. ins Ziel. “Mein Gefühl war dennoch ganz gut. Die Strecke liegt mir”. Max Brandl muss nach seinem Sturz beim Weltcup in Crans Montana, bei dem er sich einen mehrfachen Bruch des Kiefers zuzog, eine Wettkampfpause einlegen und Nina Benz verzichtete auf einen Start im Short-Track-Rennen der Frauen, um nach gerade überstandender Krankheit ihre Kräfte für das Cross-Country-Rennen zu schonen. Cross-Country: “Es war schon ein enorm physisches Rennen”, sagt David List nach Rang elf Erst klatsche Paul Schehl an der Bande alle Hände ab, die sich ihm entgegen streckten, anschließend reckte er bei der Zieldurchfahrt mit geschlossenen Augen die Arme und Fäuste in die Höhe – so als wolle er ausdrücken: Davon habe ich geträumt! “Jooo”, sagt er mit tiefer Stimme, “ich bin total glücklich. Ich bin hier mit Platz sechs im Short Track und Rang vier im Cross-Country meine bisher besten Weltcup-Resultate gefahren, einfach perfekt”. Nach einem reibungslosen Start aus der ersten Reihe reihte sich Paul in der zweiten Runde unter den ersten fünf ein. “Es wurde von der ersten Runde an Vollgas gefahren. Ich habe aber einen guten Rhythmus gefunden und bin mitgefahren”, sagt er. Drei Runden vor Schluss löste er sich aus einer Gruppe, es war die Attacke, die ihm Rang vier im Cross-Country-Rennen der Klasse U23 sicherte. “Einfach megageil, es lief alles so gut zusammen”, sagt Paul, “trotzdem war es ein ultrahartes Race, das härteste, was ich je gemacht habe”. Lennart Krayer musste den Weltcup in Crans Montana sausen lassen, weil er wie Nina Benz krank geworden war. “Heute war nicht so Dampf dahinter”, sagt der 22-Jährige nach dem Cross-Country-Rennen in Les Gets, “ich konnte nicht so fahren, wie ich wollte. Ich habe die Auswirkungen der Krankheit unterschätzt.” Auf den langen Wiesen-Anstiegen konnte er dennoch etwas Boden gutmachen und lange den zehnten Platz verteidigen. “In den letzten beiden Runden hatte ich nur noch wenig Energiereserven”, sagt Lennart, der in der Schlussphase noch einen Platz zurückfiel und Elfter wurde. “Am Tag vor dem Wettkampf hatte ich einen hohen Puls”, gesteht Benjamin Krüger, ein Signal, dass irgendetwas im Körper nicht stimmt. Er wollte nichts unversucht lassen und ging dennoch an den Start: “Ich konnte einfach nicht schnell bergauf fahren”, sagt der 20-Jährige, mit Blick auf die deutsche Meisterschaft in einer Woche wollte er nichts riskieren und stieg aus. David List (Foto unten) hat es vor dem Rennen geahnt: “Die Strecke liegt mir”, hat der 24-Jährige vom Lexware Mountainbike Team vor dem Cross-Country-Rennen der Männer gesagt und tatsächlich wurde es ein fast perfekter Wettkampftag für ihn: Als Elfter verfehlte der Student aus Freiburg nur knapp die Top Ten. “Das ist cool. Ich komme dieses Jahr immer ein bisschen weiter nach vorne.” Es sei aber “ein mächtiges, hartes Stück Arbeit gewesen”, sagt er, drei Runden vor Schluss “fing ein Oberschenkel an zu krampfen und ich konnte nicht mehr aus dem Sattel in den Wiegetritt gehen”. Doch sein Plan, auf sich selbst fokussiert zu bleiben, ging auf. Er biss sich durch und verbesserte sich auf Rang elf. “Es war schon ein enorm physisches Rennen”, sagt David. Cross-Country: “Ich habe alles gegeben, was momentan drin ist”, sagt Nina Benz nach Rang 17 Um zwei Tage länger zwischen Krankheit und Wettkampf zu haben, hatte Nina Benz auf einen Start im Short Track verzichtet. Ihre Maxime für das Cross-Country-Rennen: “Ich gebe alles, was momentan drin ist. Ich kämpfe mit dem, was ich habe.” Es reichte immerhin für die Top 20 der Frauen im Weltcup. “Mit gutem Grundtempo auf den 17. Platz zu fahren, damit bin ich zufrieden”, sagt die 25-Jährige. “Mein Plan war es, bergauf Gas zu geben und am besten ohne Sturz ins Ziel zu kommen”, erzählt Sina van Thiel, denn der Kurs war am frühen Morgen beim Start der U-23-Frauen nach Regenfällen in der Nacht in einigen Wald- und Wiesen-Passagen extrem rutschig. Sie biss sich von Anfang an unter den Besten fest, ihr Selbstempfinden war dennoch nicht gut: “Ich habe stets das Gefühl gehabt, nicht richtig in meinem Tritt zu sein.” Dennoch sprang Rang sieben heraus. “Jaaaa, ich bin soooo happy, dass ich auch heute wieder gut dabei war”, jubelt Sina. “Crazy Rennen, crazy conditions, normalerweise liebe ich das”, sagt Antonia Weeger, die nach ihrem guten Short Track hoffnungsvoll ins Cross-Country-Rennen gestartet war. Doch schon in der ersten Runde habe sie sich “bei einem Sprung hingelegt”. Einige Hebel am Lenker waren verschoben, ein Stopp in der Tech-Zone war unausweichlich. “Dann hat es mich noch einmal hingeschlagen”, erzählt die 19-Jährige, erneut musste sie die Tech-Zone ansteuern. Ein bisschen enttäuscht sei sie schon nach Rang 32 im U-23-Rennen der Frauen. Carla Hahn hatte aufgrund der Knieprobleme auf einen Start im Cross-Country-Rennen verzichtet. |