Max Brandl in der Weltspitze angekommen

October 5, 2020 9:58 am

Beim tschechischen Doppel-Weltcup der Mountainbiker überraschte der junge Deutsche Meister Max Brandl mit starken Leistungen bei seinem ersten Weltcup in der Elite-Kategorie. Auch Martin Vidaurre und David List fahren gute Ergebnisse ein. 

Als das Hochschwarzwälder Lexware Mountainbike Team den Weg nach Tschechien zum Doppel-Weltcup antrat, konnte keiner der Teamfahrer ahnen, wo sie sich im internationalen Fahrerfeld positionieren würden. Beim ersten Aufeinandertreffen der Weltspitze nach über einem Jahr Pause standen viele Fragezeichen im Raum, nicht nur durch die Corona-Pandemie aufgeworfen. Max Brandl etwa wechselte den Trainer und hat seine Trainingsumfang deutlich gesteigert. Dass er ein bei jedem der vier Weltcup-Rennen Top 11 Platzierungen einfährt – davon hat der 23-jährige Deutsche Meister vielleicht geträumt, aber zu rechnen war mit solchen Ergebnissen im ersten Elite-Jahr nicht. 

Vergangenen Dienstag verschaffte sich Max Brandl durch Platz fünf im Shorttrack einen Startplatz aus der ersten Startreihe für das Cross-Country-Rennen am Donnerstag. Es gelang ihm, diesen Vorteil in ein starkes Ergebnis umzuwandeln. Nach einem konservativ gefahrenen Rennen wurde er Elfter. Direkt am Folgetag stand der zweite Weltcup-Block an. Im Shorttrack gelang es Brandl, seine Leistung im schnellen Rennformat sogar noch zu verbessern. Auf vierter Position in die lange Start-Ziel-Gerade einbiegend sprintete er an dem jungen Niederländer Milan Vader vorbei und holte sich die erste Top-3 Platzierung eines Deutschen im Weltcup seit sechs Jahren. „Mit dem dritten Platz hat Max Geschichte geschrieben“, sagt Daniel Berhe, Teamchef des Lexware-Teams. „Wir sind jetzt in der Weltspitze angekommen – und zwar nicht mehr im Nachwuchsbereich, sondern in der Elite.“ 

Am Sonntag setzte Brandl im Cross-Country-Rennen noch einen drauf. Mit den Erfahrungen vom Donnerstag ging traute er sich von Beginn an mehr zu und blieb als Verfolger der Spitzengruppe stets in den Top 15. Er behauptete sich Runde für Runde, fuhr konstant im eigenen Rhythmus und wurde schließlich Neunter. Da er von hinten nichts zu befürchten hatte, ließ er an den Anstiegen die Gruppe ziehen und fuhr kontrolliert sein Tempo. „Durch den Ziehharmonika-Effekt war ich nach den Abfahrten immer wieder dran“, sagte der 23-Jährige. Einige Fahrer hielten das Tempo vorne nicht ganz durch, Brandl aber teilte sich seine Kräfte erneut gut ein. In der letzten Runde konnte er nochmals drei Plätze gut machen und fuhr als Neunter ins Ziel, nur 23 Sekunden hinter dem Sieger Henrique Avancini. „Ich bin überglücklich, dass meine Entscheidungen in den letzten Monaten die richtigen waren“, sagte er im Ziel. Der Deutsche Meister entschied sich im Sommer, sein Studium zu reduzieren und wechselte vergangenen Winter den Trainer. Im Hinblick auf die Olympischen Spiele empfahl sich Brandl mit den Ergebnissen. Bisher haben vier Sportler die Qualifikation erfüllt, Startplätze gibt es allerdings nur zwei.

Das Glück war wieder nicht auf der Seite von Schwarzbauers Teamkollege Georg Egger. Zwischenzeitlich auf Rang 33 liegend, musste er wegen eines Kassettendefekts in der Technik-Zone halten, was ihn 20 Plätze kostete. In der letzten Runde riss dann die Kette mitsamt dem Kettenblatt ab und er musste ins Ziel laufen.

Die jungen Fahrer haben gezeigt, dass sie den etablierten Bikern um Nino Schurter, Hernique Avancini und auch dem langjährigen besten Deutschen Manuel Fumic gefährlich werden können. Mit Simon Andreassen siegte am Donnerstag einer aus dem jüngsten Elite-Jahrgang, Milan Vader, erst 24 Jahre alt, fuhr konstant vorne mit. Auch Brandl behauptete sich mit seiner gelassenen Fahrweise zwischen den Top-Sportlern. Für Daniel Berhe zeichnet sich eine Trendwende ab. „Wir haben es trotz der schwierigen Umstände in diesem Jahr geschafft, uns ganz vorne zu etablieren. Ich freue mich für all die Leute, die durch jahrelanges ehrenamtliches Engagement dazu beigetragen haben, zu unserem jetzigen Erfolg beigetragen haben.“

Luca Schwarzbauer zeigte sich mit einem 26. Platz am Donnerstag und einem 37. Platz am Sonntag ebenfalls zufrieden. Beim Rennen am Sonntag wurde er durch einen Sturz vor ihm im Startloop ausgebremst. „Danach bin ich mehrmals über mein Limit gefahren. Das ist so ein schmaler Grad.“ Insgesamt gelang es ihm aber, auf dem für seine Fähigkeiten nicht optimalen Kurs mit einem guten Gefühl heimzufahren. Sein Teamkollege Georg Egger (Lexware) hatte weniger Glück. Auch er durfte aufgrund seiner guten Position in der Weltrangliste, die Shorttrack-Rennen bestreiten, stürzte allerdings am Freitag und verpasste die Chance auf eine vordere Startposition. Auch am Sonntag beim zweiten Cross-Country-Rennen hatte Egger Pech. Zwischenzeitlich auf Rang 33 liegend, musste er wegen eines Kassettendefekts in der Technik-Zone halten, was ihn 20 Plätze kostete. In der letzten Runde riss dann die Kette mitsamt dem Kettenblatt ab und er musste ins Ziel laufen.

Denn auch in der U23-Kategorie fuhren die beiden Lexware-Biker Martin Vidaurre und David List Erfolge ein. Im ersten Rennen am Donnerstag lieferte sich Vidaurre einen Sprint um Platz drei, den er knapp verlor; List wurde Elfter. Am Samstag kam der 20-jährige Chilene Vidaurre auf Rang sechs ins Ziel, knapp vor David List auf Position sieben. „Ich bin sehr glücklich, dass ich immer an meinem Limit bleiben konnte“, sagte List, der im letzten Monat erst Deutscher Meister im Marathon wurde. „In der Abfahrten habe ich geschaut, dass ich meinen Puls schön runter kriege. Das hat mich weitergebracht im Vergleich zum ersten Rennen.“ 

Jetzt heißt es für die Lexware-Biker gut erholen für die Weltmeisterschaften, die vom 7.-11. Oktober in Leogang stattfinden.

Fotos zum Lexware Mountainbike Team finden Sie zum Download auf

https://www.flickr.com/photos/lexware-mountainbike-team/albums