David List verbessert sich von Rang 62 auf 14 und Carla Hahn wird Weltcup-Dritte: Wow!
April 23, 2024 10:32 am
Ein bisschen Abenteuer ist inklusiv. Bevor der Mountainbike-Weltcuptross in Brasilien von Mairiporã zum nächsten Rennen nach Araxá aufbrach, hieß es, dass man auf dem Weg dorthin mit Schotterwegen und Outback rechnen müsse. Ganz so schlimm kam es dann doch nicht: “Die letzten 80 Kilometer waren schon auf einer Straße, allerdings auf einer mit recht vielen Schlaglöchern. Unterm Strich aber noch ganz gut zu fahren”, sagt David List (Foto oben) vom Lexware Mountainbike Team, der sich im Cross-Country-Rennen (XCO) der Männer von Position 62 nach der ersten Runde bis auf Rang 14 nach vorne kämpfte und bester deutscher Weltcup-Starter in Araxá war. Besser platziert war der 24-Jährige im Männer-Weltcup noch nie. Teamkollegin Carla Hahn trat im brasilianischen Hinterland zu ihren Weltcuprennen Nummer drei und vier an und sicherte sich im Short Track (XCC) den dritten Platz, im Cross-Country-Rennen ließ sie Rang sieben folgen. Es ist ihre erste Saison in der U-23-Klasse, was für ein großartiger Einstieg! Im Cross-Country-Rennen der U-23-Männer zeigte Paul Schehl vom Team aus dem Hochschwarzwald ebenfalls eine Topleistung und sicherte sich mit Rang neun sein erstes Top-Ten-Ergebnis in einem XCO-Weltcuprennen. Cross-Country Elite: “Hätte nicht gedacht, dass es soweit nach vorne geht” “Die Strecke in Araxá ist deutlich technischer und anspruchsvoller als die in Mairiporã”, hatte David List vor dem Cross-Country-Rennen der Männer berichtet, “einige Uphills sind tricky, es gibt große Absätze und große Sprünge”. Der Student aus Freiburg kam auf dem stellenweise kniffligen Kurs westlich von Belo Horizonte bestens zurecht “nach einem sehr widrigen Start. Ich habe dann aber sehr schnell meinen Rhythmus gefunden und konnte an den Anstiegen gut überholen”. Nach der zweiten Runde war er 44., nach Runde vier bereits 29. In der siebten von neun Runden schnappte er sich seinen ehemaligen Teamkollegen Luca Schwarzbauer (Canyon), der zuletzt stets bester Deutscher im Weltcup gewesen war. Mit der schnellsten Rundenzeit am Schluss schob sich David List noch auf den 14. Platz vor. “Ich habe schon mitbekommen, dass ich tendenziell recht schnell nach vorne fahre, ich hätte aber nicht gedacht, dass es soweit nach vorne geht.” Er sei “happy, dass jetzt auch mal im Weltcup ein gutes Ergebnis dasteht”. Seine Rundenzeiten belegen, dass es für ihn auch mal Richtung Top Ten gehen könnte, wenn er aufgrund seiner Startposition anfangs nicht im großen Pulk der mehr als 100 Starter feststeckte. Rang 25 im UCI-Ranking macht Hoffnung. Für Max Brandl vom Lexware Team endete die Brasilien-Reise versöhnlich. Nachdem er anfangs mit einer Entzündung zu kämpfen hatte und in Mairiporã nicht starten konnte, trat er in Araxá zum XCO-Rennen an. Allerdings mit nur wenigen Trainingseinheiten in den Beinen nach der Zwangspause, “deshalb war alles andere als klar, wie der Wettkampf laufen würde”, sagt Brandl. In Runde eins lag er auf Position 59, auch er machte fortan Boden gut, wenngleich nicht mit derselben Rasanz wie David List. In der sechsten Runde schaffte Brandl den Sprung unter die besten 40, mit einer guten Schlussrunde sicherte er den 35. Platz ab. Mit Blick auf die Vorgeschichte ein mehr als respektables Ergebnis. Eine Energieleistung. “Mit dem Rennen bin ich sehr zufrieden und happy, dass meine Beine, die nicht sehr spritzig waren, über die gesamte Renndauer Leistung produzieren konnten”, sagt der 26-jährige deutsche Doppelmeister. Zuversichtlich gehe er nach der 36-stündigen Heimreise in die nächste Trainingswoche. “Ich denke, dass ich den Trainingsrückstand, den ich mir hier eingehandelt habe, bis zum nächsten Weltcup in Nove Mesto ausgeglichen habe”, sagt Brandl. Cross-Country U23: “Endlich hat es mal geklappt mit den Top Ten” Bereits in ihrer ersten U-23-Saison beißt sich Carla Hahn beständig unter den besten zehn im Weltcup fest. Auf dem Cross-Country-Kurs von Araxá konnte sie sich in der letzten Runde aus einer Vierergruppe absetzen und Rang sieben sichern. “Das ist ein ultra-geiles Ergebnis, ich bin mega-happy”, sagt die 18-Jährige, die zu Beginn des Rennens Schwierigkeiten hatte: “In der ersten Runde habe ich mich schlecht gefühlt. Ich habe nicht wirklich Luft bekommen und die Beine waren deshalb nicht so richtig frei.” In der zweiten Runde begann ihre Aufholjagd, die sie erfolgreich als Siebte abschloss. Im UCI-Ranking nimmt die U-23-Novizin nun ebenfalls den siebten Platz ein. “Endlich hat es mal geklappt mit den Top Ten”, sagt Paul Schehl, der im zweiten Jahr bei der U23 antritt. “Mega zufrieden” sei er, “es hat alles super funktioniert, war ein tolles Rennen”. Der 19-Jährige etablierte sich nach einem guten Start früh in der Spitzengruppe des Cross-Country-Rennens, “leider habe ich ungefähr bei der Rennhälfte die Gruppe verpasst, die um Rang fünf kämpfte”. Er fuhr lange im gleichen Abstand hinterher, konnte die Lücke aber nicht schließen. “In der letzten Runde habe ich dann noch den Norweger gecatcht”, sagt Schehl, der mit seiner zweitbesten Rundenzeit am Schluss ein starkes Finish hinlegte und sich Platz neun sicherte. Teamkollege Lennart Krayer, beim Weltcup-Auftakt eine Woche zuvor zweimal unter den besten zehn, war mit Rang zwölf im Endklassment des XCO-Rennens der U23 nicht zufrieden: “Das ist nicht ganz das, was ich mir vorgestellt habe”. In der Nacht vor dem Rennen habe er sich nicht gut gefühlt, die möglichen Auswirkungen spürte er unter Belastung: “Ich hatte anfangs nicht so den Druck, insofern habe ich für mich noch das Beste herausgeholt”. Nach dem Start von Position 19 kam der 22-Jährige erst spät in Schwung und realisierte in der letzten von sieben Runden seine schnellste Zeit. “Das Rennen war zu kurz für mich, ich hätte noch ein oder zwei Runden mehr gebraucht, um wieder unter die ersten zehn zu kommen”, sagt Krayer. Short Track: “Ich bin ein bisschen sprachlos” Carla Hahn war nach Rang drei im Short-Track-Rennen der weltbesten U-23-Mountainbikerinnen “ein bisschen sprachlos”. Die 18-Jährige zählt in der vier Jahrgänge umfassenden Nachwuchsklasse zu den jüngsten Starterinnen, das Short Race in Araxá war erst ihr dritter Weltcupeinsatz. “Ich kann es nicht richtig in Worte fassen, dass es so gut funktioniert hat. Es war auf jeden Fall ein ultra-geiles Erlebnis.” Als Schnellstarterin bekannt, biss sie sich von Anfang an in der Spitzengruppe fest. “Ich bin taktisch klug gefahren und habe mich meistens auf den Positionen drei bis fünf aufgehalten.” Erst in der letzten von fünf Runden verlor sie den Kontakt zur deutschen Siegerin Kira Böhm sowie der zweitplatzierten Emily Johnston (Kanada) und erreichte das Ziel als Dritte mit 14 Sekunden Rückstand. “Ich bin mega-mega-happy”, jubelte Carla Hahn im Ziel. Das U-23-Rennen der Männer war eine wilde Hatz. “Es war ein sehr schnelles Rennen”, sagen Lennart Krayer und Paul Schehl übereinstimmend. Technische Schwierigkeiten fehlten, die das Feld hätten bremsen können, lediglich ein kurzer, knackiger Anstieg war zu meistern. Paul Schehl kam auf dem Hochgeschwindigkeits-Kurs besser zurecht als Krayer, der lange Anstiege mag. Schehl hielt sich lange unter den ersten zehn auf, erst gegen Ende fiel er auf den 13. Platz zurück. Unzufrieden war er dennoch nicht: “Das Race war ziemlich gut, ich hatte keine Probleme”, sagt der 19-Jährige, “in den letzten zwei Runden hat etwas der Strom gefehlt, um weiter nach vorne zu kommen. Ich konnte keinen mehr drauflegen”. Krayer beendete das Short Race nach einem Start aus der ersten Reihe auf Rang 19: “Der Berg war zu kurz und im Flachen war ich nicht so drin, wie ich dachte. Da wurde ich durchgereicht.” |