David List Zweiter beim HC-Rennen in Haiming

April 18, 2023 10:10 am

David List vom Lexware Mountainbike Team hat beim Cross-Country-Rennen in Haiming (Österreich) ein Ausrufezeichen gesetzt: Inmitten der Weltklasse wurde der 23-jährige Student aus Freiburg Zweiter hinter dem Tschechen Ondrej Cink. Es ist sein bestes internationales Ergebnis bei einem HC-Rennen: HC steht für “hors catégorie”, international die höchste Wettkampf-Ebene. “Es lief geschmeidig, ich hatte einen guten Flow”, sagt List, mit den nassen, rutschigen Bedingungen und der schwierigen Strecke sei er “gut zurechtgekommen”. Bei zwei seiner Lexware-Teamkolleginnen hören sich die Aussagen nach dem Rennen ambivalenter an. “Bei crazy Bedinungen war es knüppelhart. Ich habe ordentlich gelitten, hat aber dennoch Spaß gemacht”, sagt Nina Benz nach Rang acht im HC-Eliterennen der Frauen. Juniorin Carla Hahn schwärmt nach dem Wettkampf ebenfalls auf ihre Weise: “Es war scheiße anstrengend, hat aber mega, mega Spaß gemacht”. Nach ihrem Sieg auf Elba wurde sie beim Junior-Series-Rennen des Weltverbands (UCI) in Tirol Zweite. Lexware-Teamkollege Lennart Krayer mag es nass und rutschig. Im U-23-Rennen zeigte der 21-Jährige seine bisher beste Saisonleistung und erkämpfte sich den fünften Platz in Haiming.

“Das ist wahrscheinlich die wurzeligste Strecke, die es gibt”, sagt David List schmunzelnd. Dass sich Wurzeln bei Nässe zu schmierigen Sturzfallen entwickeln, beunruhigte ihn nur kurz: “Könnte tricky werden”, dachte er vor dem Rennen. Hinterher stellt er zufrieden fest: “Ich bin ohne große Fehler durchgekommen.” Lediglich den vermutlich stärksten Kletterer unter den weltbesten Mountainbikern, Ondrej Cink aus Tschechien, musste er Mitte des Rennens an einem langen Anstieg davonziehen lassen. “Ich war dann alleine unterwegs und bin einfach meinen Rhythmus gefahren, ich habe ihn aber vor mir immer noch gesehen”, erzählt List. Sein zweiter Platz geriet nicht mehr in Gefahr. “Das ist ein richtig cooles Ergebnis”, mit den 80 UCI-Punkten hat List seine Position unter den besten 40 der Weltrangliste manifestiert, seine Chancen im Short Track beim ersten Weltcup in Nove Mesto dabei zu sein, sind hervorragend.
Nach 1:45 Stunden Wettkampfzeit fährt sich Nina Benz auf der Rolle die Anstrengung aus den Beinen. “Es war ein langes Rennen auf einer ansprungsvollen Strecke mit vielen Wurzeln. Man kann sich hier auf dem Kurs in Haiming eigentlich nie erholen, auch bergab nicht”, sagt die 24-Jährige. Zu Beginn habe sie sich schwer getan, ihr Tempo zu finden. Mitte des Rennens war sie dann im Flow: “Da habe ich noch einige Fahrerinnen eingesammelt”, die Aufholjagd endete auf Rang acht.
Ein “Toprennen” zeigte Lennart Krayer in der U-23-Klasse. Beim Start (“meine Baustelle”) verlor er dieses Mal nicht allzu viel Zeit. Und wenn andere bei Nässe und rutschtigem Untergrund unsicher werden und den Hintern weit über den Sattel nach hinten hinausschieben, ist der 21-Jährige in seinem Element:  “Ab der dritten Runde konnte ich richtig Gas geben, das sind meine Bedingungen.” In der vorletzten Runde lag er bereits unter den ersten zehn, er sammelte anschließend noch ein paar Fahrer ein und wurde Fünfter: “Ich bin happy, ich habe gut Druck und freue mich auf das nächste Rennen in Heubach”, sagt Krayer.
Junioren-Weltmeister Paul Schehl, der seine erste Saison in der U23 bestreitet, kam am Start nicht gut weg. “Anschließend hatte ich Probleme, nach vorne zu kommen, weil es auf dem wurzeligen und nassen Kurs schwierig war zu überholen.” Der 18-Jährige, zwischenzeitlich auf den Rängen fünf bis sieben unterwegs, kämpfte in der letzten Runde mit Problemen: “Die Sattelstütze kam nicht mehr raus, ich musste sie mit der Hand rausziehen.” Hinzu kamen “Bauchprobleme, ich hatte kein gutes Körpergefühl mehr”. Dennoch: “Das Ergebnis passt”, kommentiert Schehl den neunten Platz.
Benjamin Krüger rundete die gute Teamleistung der Lexware-Starter in der U-23-Klasse ab: “Ich war froh, nicht so weit vorne starten und eine hohe Pace in der ersten Runde fahren zu müssen. So konnte ich meinen Rhythmus besser finden.” Er arbeitete sich Stück für Stück nach vorne und beendete das Rennen auf dem zwöften Platz: “Ich habe die ersten UCI-Punkte in dieser Saison geholt, ich bin zufrieden. So kann’s weitergehen.”
Für die deutsche U-23-Meisterin Sina van Thiel verlief das Frauenrennen unglücklich. Weil ein Zuschauer in die Strecke trat und sie ausweichen musste, stürzte sie in Runde zwei: “Es hat mich wirklich hart geschmissen.” Die Brille war nach dem Sturz dreckig, das hatte Folgen: Auf einer Abfahrt sah sie nichts mehr, erwischte ein Loch und stürzte erneut. Ihr Ziel war anschließend, “ohne weiteren Sturz durchzukommen”. Das gelang ihr. Rang 15 im Frauenfeld geriet jedoch zur Nebensache, auf der Heimfahrt begutachtet sie ihre zahlreichen Verletzungen: “Die Knie sind offen, die Ellbogen auch, die Hüfte ebenso und ein paar blaue Flecken werden in den nächsten Tagen dazukommen. Mir tut alles weh.”

Carla Hahn überzeugt erneut in der UCI Junior SeriesJuniorin Carla Hahn hat nach ihrem Sieg auf Elba beim UCI-Series-Rennen in Tirol mit Rang zwei hinter der Siegerin aus Österreich erneut eine starke Leistung gezeigt. “Ich habe anfangs mal geführt, später war ich Vierte und Fünfte”, erzählt die 17-Jährige. Den wechselnden Rennverlauf führt sie auf den “extrem anstrengenden und fordernden Kurs” zurück. In der Endphase erkämpfte sie sich den zweiten Platz und brachte ihn auch sicher ins Ziel: “Wegens des Abiturs mache ich jetzt eine Rennpause.”
Nach einem schwachen Start fand sich Jonas King im international stark besetzten Juniorenrennen auf Platz 45 wieder. “Dann ging es gut nach vorne – bis ich in der zweiten Runde gestürzt bin”, erzählt der 17-Jährige. Der Rhythmus war weg, “das hat mich auch ein paar Körner gekostet”. Von 40 schaffte er es noch auf Rang 19: “Immerhin noch Top 20, ich freue mich jetzt auf Heubach”.
“Ich hatte nicht so die Power, bin immer noch gesundheitlich etwas angeschlagen”, sagt Emilian See. Von Rang 68 gestartet, machte er 20 Plätze im Juniorenrennen gut und wurde 48. “Das ist schon okay, aber zufrieden bin ich damit nicht, auch wenn ich bester deutscher Junior des jüngeren Jahrgangs 2006 bin.”