Deutsche Meisterschaft Bad Salzdetfurth – U23 + Elite: Brandls triumphale Aufholjagd, Eggers gelungenes Debüt
Das Lexware Mountainbike Team nahm am Sonntag aus Bad Salzdetfurth weitere drei DM-Medaillen mit in den Hochschwarzwald. Max Brandl triumphierte bei schwierigen Bedingungen in der U23, Georg Egger fuhr in der Elite furios zu Bronze, genauso wie Thore Hemmerling in der U17.
Auch wenn er es nicht ausgesprochen hatte, insgeheim hatte Georg Egger mit einer Medaille in der Elite-Klasse geliebäugelt. Trotz zweier Enttäuschungen zuletzt, ging er mit Selbstbewusstsein in seine erste DM bei den „Großen“, zu denen er freiwillig hinaufgewechselt war.
Es hat sich gelohnt, denn Georg Egger stellte beim Debüt seine Klasse unter Beweis. Mit dem Titelgewinner Manuel Fumic (1:16:37) konnte der Obergessertshausener nicht mithalten. Das konnte niemand.
Doch hinter dem Kirchheimer bildete sich ein Verfolger-Trio, zu dem auch Georg Egger gehörte. Drei Fahrer, zwei Medaillen. Mancher Beobachter hatte da Befürchtungen, dass es dann den Jüngsten treffen würde. Zumal seine Begleitung aus Titel-Verteidiger Markus Schulte-Lünzum (Haltern) und dem erfahrenen Simon Stiebjahn (Titisee-Neustadt) bestand.
„Ich habe mich recht stark gefühlt“, meinte Egger hinterher. „In der Gruppe habe ich versucht aktiv zu fahren, aber auch nicht zu offensiv.“
Entscheidend war dann aber, dass Egger auf dem, von Regenfällen tiefen Boden, fahrtechnisch sehr gut behaupten konnte. Das gelang ausgerechnet dem am höchsten eingeschätzten Schulte-Lünzum nicht. Er leistete sich zweimal einen Fahrfehler und beim zweiten in der vorletzten Runde zogen Egger und Stiebjahn durch.
Die Entscheidung im Kampf um Silber fiel dann in der Schlussrunde, als Egger einen Angriff von Stiebjahn nicht mehr parieren konnte.
„Stiebi ist schlau gefahren, der hat sich in der Gruppe zurückgehalten. Ich konnte seinen Angriff dann nicht mehr parieren. Aber ich bin mit Bronze super zufrieden“, kommentierte Egger, der vor einer großen Kulisse schließlich 56 Sekunden nach Fumic und 18 Sekunden hinter Stiebjahn das Ziel erreichte.
Zu seinen Erfahrungen bei der ersten Elite-DM meinte der Lexware-Fahrer: „Das Tempo war hoch, spielerisch mitgehen konnte ich nicht. Und es wird nicht so wild gefahren.“
U23: Max Brandl und seine großartige Aufholjagd
Die Erfahrung von Georg Egger wird Max Brandl auch irgendwann machen. In Bad Salzdetfurth setzte sich der 20-Jährige noch mit der U23-Konkurrenz auseinander. Und er sorgte für das dramatischste Rennen an diesem Tag. Unfreiwillig zwar, aber durch die Dramaturgie bekam der angepeilte Titel-Gewinn eine ganz besondere Bedeutung.
Schon nach der ersten von sieben Runden schienen seine Träume geplatzt zu sein. Im Zweikampf mit Titelverteidiger Lukas Baum (Neustadt/W.) um die erste Position in der Einfahrt zum ersten Trail machte ihm der Pfälzer die Tür zu. Dadurch verhakte sich dessen Pedal in Brandls Vorderrad. Eine Speiche brach und der Lenker verdrehte sich.
Durch dieses Handicap stürzte Brandl gleich darauf und fiel „die Böschung hinunter“. Der Rückstand, den er kassierte war erst mal nicht so schlimm, doch er entschied sich Anfang zweiter Runde zum Tausch des Vorderrads.
Das warf ihn auf den elften Rang zurück und auf die Spitze mit Baum und mit Johannes Bläsi wurden eingangs dritter Runde 1:10 Minuten Rückstand notiert.
„Ich dachte, jetzt fährst du halt mal. Vielleicht reicht es noch in die Top Fünf“, erzählte Brandl später, was ihm durch den Kopf ging.
Weil er vorher am Limit gefahren sei, habe er sich erst einmal erholen müssen. „Es lief dann immer besser. Der Matsch liegt mir einfach und was ich eigentlich als Vorteil zum Ausreißen nutzen wollte, kam mir dann bei der Aufholjagd zugute.“
In Runde vier war er schon wieder im Bereich der Top Fünf, der Rückstand auf die Spitze betrug 55 Sekunden. „Als man mir sagte, 50, 40 Sekunden, dachte ich, na ja“, erzählte Max Brandl. „Aber als ich dann an der Gruppe um Platz zwei vorbei war und nur noch 30 Sekunden fehlten, dann habe ich noch mal alles gegeben.“
Zu diesem Zeitpunkt lag längst der Münstertäler Johannes Bläsi alleine in Front. Doch Bläsi konnte seinen Rhythmus in den letzten beiden Runden nicht mehr so hoch halten.
Bläsis Vorsprung schmolz dahin. Im ersten Anstieg der 3,4-Kilometer-Runde waren es nur noch zehn Sekunden. Doch dann leistete sich Brandl in einer Kieskurve einen Ausrutscher – und hakte den Titel ab. „Da habe ich eigentlich aufgegeben“, bekannte er, „im Downhill noch 15 Sekunden aufholen, das erschien mir nicht möglich.“
Doch dann spielte ihm das Schicksal in die Karten. Er passierte die Technische Zone und dort stand Johannes Bläsi und wechselte sein Laufrad.
Der Weg zum ersten U23-Titel für Max Brandl war frei, mit 25 Sekunden Vorsprung gewann er Gold.
„Es ist ein Traum, so eine Medaille zu gewinnen. Eigentlich war der Titel mein Ziel, aber wenn es so passiert, dann ist es umso schöner“, jubelte Brandl.
Seine Teamgenossen hatten fast nur Grund sich mit ihm mitzufreuen und weniger für sich selber.
Luca Schwarzbauer fand seinen zehnten Rang (+4:35) „furchtbar“, ohne eine Erklärung dafür zu haben. Vinzent Dorn verlor Platz 20 (+7:18) auf der Zielgeraden durch einen Defekt noch an Lars Koch (+7:18), war aber auch insgesamt nicht zufrieden mit seinem Tag. „Ich bin enttäuscht. Ich weiß aber nicht, woran es liegt“, sagte er.
Lars Koch zog ein positives Fazit. „Ich hatte auf jeden Fall riesen Spaß. Nach drei Wochen Krankheit war es toll wieder Rennen zu fahren. Ich habe mir schon mehr erhofft, aber ich bin zuversichtlich, dass es jetzt bergauf geht.“
U17: Thore Hemmerling feiert Bronze
Mit einer kaum zu erhoffenden Bronze-Medaille verließ Thore Hemmerling vom Lexware Junior Team Bad Salzdetfurth. Der Deutsche Schülermeister des Vorjahres ging mit im Handicap-Start mit 30 Sekunden Rückstand ins Rennen und zeigte vor allem fahrtechnisch auf dem matschigen Terrain eine großartige Vorstellung.
Hemmerling arbeitete sich Platz um Platz nach vorne. Und in der dritten Runde war er dann bereits an dritter Stelle angelangt. Er näherte sich erst mal Rang zwei, doch Rico Liebisch vor ihm, kam da erst richtig ins Rollen.
„Ich habe mich dann darauf konzentriert, den dritten Platz zu halten“, erklärte Hemmerling. Das gelang dem Schüler bestens.
Mit 1:36 Minuten Rückstand auf Noah Neff (Untermünkheim, 47:35) und 1:35 hinter Liebisch gewann Thore Hemmerling Bronze.
„Es war mein Traum, aber am Anfang nicht realistisch. Mit einer Medaille im ersten Jahr U17 bin ich hochzufrieden“, bilanzierte der Saarländer.
Ian Millenium wird Dänischer Meister
Neben den erfreulichen Meldungen aus Niedersachsen kam auch aus Dänemark eine Medaillen-Nachricht. Ian Millenium gewann in Snejbjerg in der U17 den Meister-Titel.
„Wir haben ein sehr erfolgreiches Wochenende erlebt. In jeder Kategorie, in der wir an den Start gingen, gab es Edelmetall“, fasste Team-Chef Daniel Berhe die drei Meister-Titel und die drei Bronze-Medaillen zusammen.
„Aber man darf auch nicht vergessen, dass der eine oder andere sein Leistungsvermögen aktuell nicht abrufen kann. Daran müssen wir mit Geduld arbeiten“, vergaß Berhe nicht auf die kleinen Schattenseiten hinzuweisen.