Nina Benz siegt bei den Frauen, Doppelerfolg für Lennart Krayer und Paul Schehl in der U23

March 12, 2024 8:01 am

Das erste nationale Mountainbike-Highlight der Saison ist in einem Olympiajahr stets von besonderem Interesse –  Formtest, Standortbestimmung und Wegweiser zugleich. Das Fullgaz-Race mit dem Short Track in Krumbach und tags darauf dem Cross-Country-Rennen in Obergessertshausen hat auf zahlreiche Fragen erste Antworten geliefert. Das Lexware Mountainbike Team mit Sitz im Hochschwarzwald hat beim zweiteiligen Bundesliga-Auftakt seine nationale Ausnahmestellung unterstrichen. Nina Benz (Foto oben) hat das Cross-Country-Rennen (XCO) der Frauen auf jenem Kurs gewonnen, auf dem im Sommer auch die deutsche Meisterschaft ausgetragen wird. Lexware-Teamkollege David List beendete das Männerrennen als Dritter und zweitbester deutscher Starter. Lennart Krayer und Paul Schehl haben den XCO-Wettkampf in der U-23-Klasse eindrucksvoll dominiert. Tags zuvor hatten Max Brandl und Nina Benz im Short Track (XCC) mit den Rängen zwei und drei überzeugt.

Das Cross-Country-Rennen: Benz präsentiert sich stark“Die erste Standortbestimmung passt auf jeden Fall”, sagt Nina Benz nach dem überzeugenden Sieg in Obergessertshausen mit 49 Sekunden Vorsprung vor Lia Schrievers (Bayreuth): “Das erste Rennen ist ja immer sehr spannend. Ich wusste, dass ich gut trainiert hatte, aber wie viel das wert ist, sieht man immer erst im Rennen”. Im ersten nationalen Cross-Country-Vergleich hat sie sich stark präsentiert: Die 25-Jährige übernahm schon in der ersten Runde die Führung an einem Anstieg, weil sie als erste in den Downhill und die technischen Passagen gehen wollte. “Ich habe dann gemerkt – wir waren ein Trio -, dass ich auf den Abfahrten und auch bergauf einen Tick stärker bin”, sagt Benz. In der zweiten Runde hat sie sich abgesetzt und baute ihren Vorsprung stetig aus. “Ich bin mega zufrieden, auch mit meinem Gefühl und richtig happy über den Sieg”, sagt Benz. Sina van Thiel, die noch in der U23 starten kann, hatte für das Eliterennen gemeldet, “weil es hier mehr UCI-Punkte gibt”. Die WM-Achte in der U23 war im Trainingslager des BDR gestürzt, hatte heftig mit dem Kopf auf den Boden aufgeschlagen und sich eine Gehirnerschütterung zugezogen. Eine Woche Ruhe und nur zwei Trainingstage waren keine ideale Vorbereitung für die Dopperveranstaltung in Landkreis Günzburg. Mit Rang sechs blieb Sina van Thiel im Cross-Country-Rennen der Frauen hinter ihren Möglichkeiten zurück. Das Gleiche gilt auch für Antonia Weeger in der Klasse U23. Sie ging den Wettkampf verhalten an, “weil ich am ersten Berg nicht gleich überziehen wollte”. Folge war, dass sie den Anschluss an die Spitzengruppe verlor. “Irgendwie haben meine Beine nicht so aufgemacht, wie ich das wollte, und dann bin ich in einer Kurve auch noch weggerutscht”, erzählt die 19-Jährige. Mit Rang sechs sei sie “nicht ganz so zufrieden”, tröstet sich aber ein bisschen mit ihrem gelungenen Auftritt einen Tag zuvor im Short Track
David List geht im Männerrennen ins RisikoIm Cross-Country-Rennen der Männer gab es den ersten Showdown der Lexware-Elitefahrer Max Brandl und David List mit Luca Schwarzbauer (Canyon), dem stärksten deutschen Mountainbiker der vergangenen Saison. Anfangs konnte David List mit Schwarzbauer mithalten, anschließend fiel der 24-Jährige zurück und verlor Rang zwei auch noch an den Österreicher Mario Bair. Auf die Frage, ob ihn das ärgere, sagt List: “Ein bisschen schon. Aber ich wollte bewusst mal ins Risiko gehen und schauen, wie lange ich mit Luca mithalten kann und was daraus wird.” Drei Runden ging das Experiment gut, dann musste List seinen ehemaligen Teamkollegen ziehen lassen. Im Kampf um den zweiten Platz musste er anschließend ebenfalls klein beigeben: “Ich habe damit gerechnet, dass das passieren kann. Die Körner, die mir da gefehlt haben, habe ich am Anfang mit Luca verblasen.” Es war ein couragierter Auftritt des Freiburger Studenten, frei nach dem Motto: Wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Durchaus möglich, dass er die Früchte dieses Versuchs schon in einem der nächsten Rennen ernten kann. Max Brandl beendete das Männerrennen als Sechster und viertbester deutscher Starter. “Rang sechs, da mache ich jetzt keine Luftsprünge, die Doppelbelastung hier war aber ein guter Abschluss von zwei Trainingswochen”, sagt der 26-Jährige, “ich habe den Short Track vom Tag zuvor schon gemerkt, ein paar Körner haben gefehlt”. Die ersten vier des Cross-Country-Rennens waren einen Tag zuvor nicht am Start. In der ersten Rennhälfte war Brandl mit Georg Egger und dem Österreicher Georg Raggl unterwegs. Während die beiden Deutschen Tempo gebolzt haben und die Lücke zu einem Duo vornedran schließen wollten, hat sich Raggl das von hinten angeschaut. Die Tempoarbeit fiel Brandl irgendwann auf die Füße, “ja, ich und Georg hatten das Nachsehen. Das letzte Renndrittel war ich allein unterwegs”. Enttäuscht? Mitnichen: “Ich bin zufrieden mit meiner Leistung und dass ich durchgefahren bin”, sagt Brandl.
Was für eine Demonstration der Stärke im U-23-Rennen der Männer: die Plätze eins, zwei und vier gehen an das Lexware-Team. Lennart Krayer und Paul Schehl haben das Geschehen von der ersten bis zur siebten Runde beherrscht. Im Duell der beiden ehemaligen Junioren-Weltmeister konnte sich Krayer in der letzten Runde gegen Schehl durchsetzen. “Ich habe mich früh an die Spitze gesetzt, bin mein Pace gefahren und konnte damit die anderen zermürben”, sagt Krayer und fährt fort: “Ich freue mich über den Sieg, denn ich konnte zeigen, was für einen tollen Trainingswinter ich hatte”. “Megazufrieden” war auch der Zweitplatzierte Paul Schehl: “Anfangs war es ein brutales Tempo. Lennart und ich haben dann unsere Runden abgespult. Wir sind schön zusammen gefahren, war megacool”, erzählt der 19-Jährige, “in der letzten Runde war ich etwas müde und konnte die Attacke von Lennart nicht mehr mitgehen”. Der vierte Platz von Benjamin Krüger rundet das gute Mannschaftsergebnis der Lexware-Starter in der U-23-Klasse ab: “Nach Rang zehn in der Anfangsphase konnte ich vor mir etliche Fahrer einsammeln”, sagt Krüger, “die letzten beiden Runden habe ich allein durchgezogen, nachdem ich zuvor eine Dreiergruppe gesprengt hatte”. Teamkollege Niklas Franz kam als Achter ins Ziel.
Auch die Junioren im Team unterstrichen ihr gutes Leistungsniveau. Emilian See war der Beste auf Platz vier. “Ich bin ein konstantes Rennen mit Zug nach vorne gefahren und konnte mich bis auf Position vier vorarbeiten”, erzählt der 17-Jährige, “mit der Kraft, die ich hatte, und mit dem Gefühl während des Rennens bin ich sehr zufrieden”. Kumpel Emil Schmidt hatte beim Start einige Probleme – “einer vor mir kam nicht weg” – gegen Ende des Rennens attackierte er aus einer Dreiergruppe heraus und wurde mit dem sechsten Platz belohnt: “Ich habe richtig Feuer gegeben und alles rausgehauen.” Ole-Jan Riesterer vom Team Lexware wurde bei im Juniorenrennen Elfter.

Short Track: Vollgas von Anfang anDer Plan von Max Brandl und Paul Schehl im Short Track hört sich einfach an, ist aber nicht frei von Tücken: Sie wollten auf dem Stadtkurs in Krumbach, der garniert ist mit Kopfsteinpflaster und einer längeren Treppen-Passage, von Anfang an Vollgas geben. Gesagt, getan. Prompt tat sich eine kleine Lücke zum Rest des Feldes auf. Ein Sturz von Paul Schehl durchkreuzte jedoch die Teamtaktik der beiden Lexware-Fahrer. Brandl war anschließend an der Spitze allein auf sich gestellt, bis Niklas Schehl (Team Stop&Go Marderabwehr) zu ihm aufschloss: “Leider hat er nicht so viel mitgearbeitet, weil es für ihn teamtaktisch keinen Sinn machte”, sagt Brandl. Folge war, dass auch andere Fahrer wieder zur Spitze aufschließen konnten, darunter Schehls Teamkollege Julian Schelb. “Sie haben es dann taktisch geschickt gemacht und eine Lücke aufgehen lassen”, erzählt Brandl. Während Niklas Schehl an der Spitze seinen Vorsprung peu à peu ausbauen konnte, duellierten sich Brandl und Schelb um den zweiten Platz – mit dem besseren Ende für den deutschen Doppelmeister vom Lexware-Team. “Mit Rang zwei habe ich das Maximale herausgeholt. Grundsätzlich finde ich es gut, wie offensiv ich das Rennen gefahren bin und ich denke, es war auch von außen betrachtet halbwegs eindrucksvoll “, sagt Brandl. Paul Schehl, Bruder des Siegers Niklas Schehl, erwischte einen unglücklichen Wettkampftag: Nach dem Sturz fing er sich auch noch einen Plattfuß ein. “Ich stand schon in der Tech-Zone, das hätte aber zu lang gedauert bei der kleinen Runde, deswegen musste ich raus”, kommentiert der 19-Jährige, der seine zweite Saison in der U-23-Klasse bestreitet, seine Aufgabe.
Im ersten Rennen der Saison lief es für Nina Benz anfangs “suboptimal”: “In der ersten Kurve wurde ich abgedrängt, anschließend musste ich bei den Treppen absteigen, weil ich behindert wurde”, erzählt die 25-Jährige. Sie konnte jedoch die Lücken, die sich auftaten, immer wieder schließen, “weil ich gute Beine hatte”. Am Ende sprang Rang drei heraus: “Das war ein rundes Rennen, hat voll Bock gemacht. Ich bin ja immer noch dabei, mich mit dem Short Track anzufreunden”, sagt Benz, “ich bin aber auf einem guten Weg”.
Ein Wow-Erlebnis erlebte die 19-jährige Antonia Weeger im Short Track der Frauen: Platz vier nur 7,9 Sekunden hinter Nina Benz. “Damit habe ich nicht gerechnet”, sagt sie etwas kleinlaut nach einer famosen Leistung. “Ich habe probiert, in eine gute Position zu kommen und dranzublieben”, erzählt Weeger, das ist ihr auf beeindruckende Weise bis zum Schluss gelungen. Die taktischen Fehler, die sie einräumt, sind ihrem jungen Alter geschuldet. “Im Großen und Großen bin ich richtig happy”, frohlockt Weeger, es ist erst ihre zweite Saison in der Klasse U23. Sina van Thiel zählt in dieser Altersklasse bereits zu den Arrivierten. Sie sei  vor dem Short Track “ultranervös” gewesen, weil sie nach der Gehirnerschütterung und der Pause nicht wusste, wo sie steht. Als sie bei der Treppen-Passage einen Fehler machte und und aus einem Pedal ausklickte, verlor sie den Anschluss an die Spitzengruppe. “Platz sechs ist okay nach einer schwierigen Woche. Natürlich hätte es besser sein können, aber ich habe gesehen, dass ich von den anderen nicht weit weg bin”, sagt die 21-Jährige. 

Erster Saisonsieg für Carla Hahn
“Ich habe nicht damit gerechnet, dass ich das Rennen gewinne. Ich dachte, dass die Tschechin stärker ist”, sagt Carla Hahn vom Team Lexware nach ihrem Triumph in der U-23-Klasse beim Cross-Country-Rennen in Sparta (Griechenland). Zwei Tage zuvor hatte ihr Patricie Srnská als Sechste des Eliterennens der Frauen an gleicher Stelle 2:18 Minuten abgenommen, Hahn war Siebte geworden. Zwei Tage später drehte die 18-Jährige den Spieß jedoch um. “Wir haben uns schon in der Startloop von den anderen abgesetzt”, erzählt Hahn, dann sei ihr die Tschechin enteilt. Zunächst. Mit zunehmender Renndauer kam sie der Führenden wieder näher und konnte aufschließen. “In der vorletzten Runde ist mir aufgefallen, dass sie langsamer wird und in den technischen Passagen zu kämpfen hat”, sagt Hahn. Sie attackierte und verwies die Tschechin Srnská mit 1:28 Minuten Vorsprung auf Rang zwei. “Es war kein ultra-anstrengendes Rennen, eher ein taktisches”, sagt Hahn, die ihre erste Saison in der Klasse U23 bestreitet, “über den ersten Saisonsieg bin ich dennoch mega-happy.” Das letzte Rennen der dreiteiligen Serie in Sparta fuhr Carla Hahn nicht zu Ende: DNF: did not finish.