Lennart Krayer fährt zweimal in die Top Ten

April 15, 2024 7:03 am
Der Name leitet sich aus der Tupi-Sprache ab und bedeutet “schöne Stadt”: In Mairiporã nördlich von Sao Paulo traf sich die Moutainbike-Weltelite zum ersten Weltcup der Saison. Im Staatspark Cantareira wurden der Short Track (XCC) und die Cross-Country-Rennen (XCO) ausgefahren. “Der Wald ist sehr dicht, fast schon dschungelartig und es gibt tolle exotische Pflanzen hier”, erzählt Max Brandl vom Lexware Mountainbike Team, “das Klima ist schwül-warm”. Lennart Krayer (Foto oben) gelang beim Weltcup-Auftakt im Cross-Country-Rennen der U-23-Männer als Achter der Sprung unter die Besten der Welt. Im Short Track tags zuvor war er Neunter geworden. Carla Hahn, die ihre erste Saison in der Klasse U23 bestreitet, tat es ihrem Lexware-Teamkollegen gleich und beendete das XCC-Rennen ebenfalls auf Rang neun. Im Eliterennen der Männer verbesserte sich David List trotz eines Sturzes von Position 47 auf 22 und war zweitbester deutscher Starter. Nina Benz vom Team aus dem Hochschwarzwald war in Mairiporã nach ihrer Knie-Zwangspause nicht am Start, ebenso wie U-23-Teamkollegin Sina van Thiel, die sich nach einer Krankheit zu Hause auskuriert.
Cross-Country-Rennen: “ne knackige Nummer im Dschungel”Für Max Brandl begann das Südamerika-Abenteuer alles andere planmäßig: Eine Entzündung im Mund setzte ihm zu, tagelang konnte der 26-Jährige nicht trainieren und war auf medizinische Hilfe vor Ort angewiesen: “Die Menschen hier sind mega-nett und ultra-hilfsbereit.” Aufgrund der Entzündung musste der deutsche Doppelmeister auf einen Start im Short Track und Cross-Country-Rennen verzichten. Teamkollege David List hatte im Cross-Country-Rennen der Männer “eigentlich einen super Tag” erwischt, wäre da nicht jener Sturz in der zweiten Runde gewesen, der die Gesamtbilanz etwas trübte. “Ich bin am höchsten Punkt mit Nino Schurter in die Abfahrt gegangen und dachte eigentlich, ich hätte ein super Hinterrad erwischt” – der Schweizer ist immerhin zehnmaliger Weltmeister gilt als sehr exzellenter Techniker und Abfahrer. Doch auch solchen Größen unterlaufen Fehler: Schurter stürzte, David List konnte nicht mehr ausweichen und kam ebenfalls zu Fall. Zehn bis 15 Positionen habe er dadurch verloren, schätzt der 24-jährige Student aus Freiburg. Er fand seinen Rhythmus jedoch schnell wieder und fuhr das Rennen “mit einem leicht schiefen Lenker” zu Ende. “Es war ein heißes und staubiges Rennen, ‘ne knackige Nummer hier im Dschungel”, sagt er nach Rang 22 im Endklassement, “alles in allem bin ich ganz happy, wie es gelaufen ist”.
 “Paul hatte einfach viel Pech, aber es geht ihm gut”Mehr Pech als Paul Schehl kann man in einem Rennen kaum haben. Das Unheil nahm schon beim Cross-Country-Start der U23 seinen Lauf. “Die haben gesponnen”, sagt er, “einige sind losgefahren, andere nicht”. Vor dem 19-Jährigen bremste ein Konkurrent urplötzlich, Schehl fuhr ihm ins Hinterrad “und wie viele dann ich mich reingefahren sind, keine Ahnung”. Er lag am Boden, die Schulter war lädiert. Bremscheibe, Lenker und Schaltwerk waren verzogen, er bog gerade, was er halbwegs gerade biegen konnte und setzte das Rennen fort. Zwei Stopps in der Tech-Zone waren dennoch vonnöten, überdies stürzte er im Steinfeld. Er schwang sich noch einmal auf sein Bike, als ihm jedoch die Kette riss, war es aus und vorbei. Paul Schehl stieg aus. “Die Vewirrung beim Start wurde duch einen Hänger der Anzeigetafel ausgelöst”, sagt Lexware-Teamchef Daniel Berhe, “Paul hatte einfach viel Pech, aber es geht ihm gut”.
Auch Teamkollege Lennart Krayer hadert mit dem Rennauftakt der U-23-Klasse: “Keiner wusste so recht, wann er losfahren soll. Es war ein verzögerter Start, irgendwie ganz komisch”. Der 22-Jähre kam jedoch ohne bleibende Schäden durch das Anfangs-Kuddelmuddel, am ersten Steilstück musste er jedoch aufgrund eines Staus runter vom Rad und laufen. Anschließend kam Krayer jedoch richtig gut in Fahrt und lag auf Position fünf, als ihn ein Sturz kurzzeitig ausbremste. Er fiel etwas zurück und kämpfte fortan mit Sandre Rokke um den siebten Platz. “Der Norweger war am Schluss im Flachen stärker”, sagt Lennart Krayer nach dem Duell, als Achter stellt er dennoch voller Vorfreude fest: “Nächste Woche starte ich beim Short Track aus der ersten Reihe.”
Beim Cross-Country-Sieg der Deutschen Kira Böhm (Weilheim) im U-23-Rennen der Frauen zeigte auch Carla Hahn vom Lexware Team in ihrem ersten Weltcup-Einsatz über die längere Distanz eine formidable Leistung. Mit Volldampf starten, das ist genau ihr Ding. In der Startloop führte die 18-Jährige das Feld an, “es war ein Mega-Gefühl, in einem Weltcup auf Position eins zu fahren. Richtig krass”. In der ersten Runde spürte sie dann einen Stich in der Leistengegend, “keine Ahnung, was das für ein Viech war. Es hat aber verdammt weh getan”, sagt die 18-Jährige. Sie bekam Krämpfe in der linken Po-Backe, verwarf jedoch die schlechten Gedanken und wollte sich nicht unterkriegen lassen. Von Runde zwei an wurde sie stetig schneller und sicherte sich den elften Platz. “Ich bin mega-happy mit meiner Performance. Ich kam auch mit der hohen Luftfeuchtigkeit gut zurecht”.
Short Track: “Am Schluss hat mir etwas der Dampf gefehlt”
Das Short-Track-Rennen der U-23-Männer in Mairiporã hatte sehr hektisch begonnen. Nach Startposition 16 verlor Lennart Krayer anfangs etwas an Terrain, von Rang 20 kämpfte er sich jedoch peu à peu wieder nach vorne und biss sich letztendlich als Neunter in den Top Ten fest. “Platz neun ist ein guter Start in die Weltcupsaison. Ich hatte gute Beine.” Lexware-Teamkollege Paul Schehl war als Zwölfter ebenfalls zufrieden: “Ich bin ein kontrolliertes Rennen gefahren. Es ging schon ganz gut, ich bin happy mit dem Ergebnis, sagt der 19-Jährige, “zum Schluss hat mir etwas der Dampf gefehlt”.
Das erste Weltcuprennen ihrer Laufbahn endete für Carla Hahn in den Top Ten. “Das war mega-mega-geil, hat Bock gemacht”, frohlockt die 18-Jährige nach dem neunten Platz im Short-Track-Rennen der U-23-Frauen, das ebenfalls Kira Böhm gewonnen hat. Auch hier war die Startphase holprig:  “Die vor mir sind nicht  weggekommen und anfangs war ich Vorletzte”, erzählt Carla Hahn, “am ersten Anstieg habe ich dann viele überholt”. Die Neu-Freiburgerin mag es, gleich am Anfang in den roten Bereich zu gehen: “Short Track ist deshalb wahrscheinlich meine stärkste Disziplin.” Durch einen Stau, der sie zum Absteigen zwang, fiel sie noch einmal etwas zurück, ihre anschließende Aufholjagd war jedoch unwiderstehlich. Im Sprint mit der Österreicherin Katharina Sadnik um Rang acht zog Hahn zwar den Kürzeren, stellte aber zufrieden fest: “Platz neun im ersten Weltcup, was will man mehr.”