Sina van Thiel etabliert sich in der Weltklasse
Beim Short Track, der kurzen Cross-Country-Variante, müssen die Starter ihre Leistungsfähigkeit innerhalb von Sekunden von Null auf 100 hochfahren. Denn der Start ist emiment wichtig. Und wenn sich den Teilnehmern zu Beginn so eine fürchterliche Rampe entgegenstemmt wie beim Weltcup in Leogang (Österreich), ist der rote Bereich schnell erreicht: “Klar brennen die Beine, aber Schmerzen spürt man im Rennen nicht”, sagt Paul Schehl vom Lexware Mountainbike Team. Der Junioren-Weltmeister zeigte in seinem ersten U-23-Jahr im Short-Track-Rennen von Leogang eine formidable Leistung und wurde Achter. Bei den U-23-Frauen beißt sich Teamkollegin Sina van Thiel (Foto oben/Dritte von rechts mit der Nr. 12) in der Weltklasse fest: Den Short Short beim Weltcup in Österreich beendete sie als Fünfte, Gleiches gelang ihr im Cross-Country-Rennen.
“Ich bin nach dem Start zurückgefallen, weil ich nicht voll reingehalten habe. Ich hatte Angst zu stürzen”, sagt Sina van Thiel. Die 20-Jährige blieb dennoch ruhig und versuchte “relativ kraftsparend nach vorne zu kommen”. Was ihr beim Short Track in Leogang auch gelang. Von Rang 20 nach der Startschleife machte sie von Runde zu Runde Boden gut, sammelte einige der vor ihr liegenden Konkurrentinnen ein und sicherte sich den fünften Platz.
Im Cross-Country-Rennen lag sie in der Anfangsphase sogar an zweiter Position, zwei Stürze in der ersten und zweiten Runde jeweils auf der gleichen Abfahrt bremsten jedoch ihren Elan. Vorübergehend. Nach dem zweiten Ausrutscher führte sie Selbstgespräche. “Ich sagte mir, Sina, chill your life”, bleib’ ruhig”. Bis sie wieder im Tritt und Rhythmus war, dauerte es jedoch eine Weile. “Vor der Abfahrt hatte ich dann schon ein bisschen Schiss und bin sie in den nächsten Runden sehr verhalten gefahren”, erzählt sie und freut sich: “Rang fünf ist doch genial, das war ich im Cross-Country-Weltcup noch nie”.
U-23-Teamkollegin Antonia Weeger war in das auf 40 Starterinnen begrenzte Short-Track-Feld “gerade so hineingerutscht”. Ein Novum für die 18-Jährige, die ihre erste Saison in der U23 berstreitet: “Es war krass, ich war richtig aufgeregt. Es ging viel berghoch, das liegt mir eigentlich nicht so, es hat aber auch Spaß gemacht”, sagt sie nach Rang 35. Beim Streckentraining am Tag vor dem Cross-Country-Rennen ist Antonia Weeger gestürzt und mit dem Kopf auf einer Steinkante aufgeschlagen. “Im Rennen war mir dann ein paar Mal schummrig im Kopf, wahrscheinlich Nachwehen des Sturzes”, vermutet sie. Sie arbeitete sich in dem mehr als 60 Starterinnen großen U-23-Frauenfeld dennoch stetig nach vorne und erreichte als 33. das Ziel.
Nina Benz hatte nach dem Frauenrennen großen Hunger. Sie gönnte sich eine Pizza und Kaiserschmarrn, “um wieder Energie zu haben”. Von Rang 57 ging sie ins Cross-Country-Rennen der Elite, “mit meiner Startposition habe ich aktuell etwas zu kämpfen”, gesteht sie. Prompt gab es im Frauenrennen in der Startphase einen Stau, zudem haben die hinteren Reihen ständig mit dem Ziehharmonika-Effekt zu kämpfen: Abbremsen vor Kurven und Engstellen, danach wieder kräftig antreten, während die Führenden flüssig durchfahren können. Die 24-Jährige schaffte dennoch schnelll den Sprung in die Top 40: “In der ersten Runde hatte ich zu kämpfen, die folgenden Runden waren dann richtig gut.” In der Schlussrunde kämpfte sie mit dem Lockout (Verriegelung) der Dämpfer, der nicht mehr funktionierte, und langsam ging ihr auch die Energie aus. Heraus sprang der 32. Platz. “Ich sehe einen Fortschritt, ich bin froh wie es läuft”.
Paul Schehl überzeugt im Short Track, im Cross-Country-Rennen reißt die Kette am Bike“Ich bin super happy mit dem Ergebnis”, sagt Paul Schehl nach Rang acht im Short Track. “Ich bin kontrolliert mein Ding gefahren.” Damit hatte er sich für die erste Startreihe des Cross-Country-Rennens qualifiziert. Allerdings hatte er vor dem langen Wettkampf schon so eine Vorahnung: “Das wird bestimmt superhart. Der größte Gegner in so einem Rennen ist der eigene Tank, den du Stück für Stück leerfährst”, erzählt Schehl, “das ist wie bei einem roten Balken, der langsam zurückgeht und du spürst genau, wann der Tank leer ist”. Die Runde in Leogang mit den langen Anstiegen und 210 Höhenmetern “ist eigentlich nichts für meinen Körperbau mit 75 Kilogramm”. Anfangs hielt er sich in den Top 20 auf und “alles lief nach Plan”. In der fünften Runde wurde er als 26. registriert und in der Schlussrunde riss ihm kurz nach der Tech-Zone die Kette. Aus und vorbei, zurücklaufen ist nicht möglich. U-23-Teamkollege Lennart Krayer lieferte in Leogang, wo er 2020 Junioren-Weltmeister wurde, zwei solide Rennen ab. Den Short Track beendete er als 22. “Ich bin nach dem Start nicht schnell genug nach vorne gekommen”, sonst wäre noch mehr möglich gewesen”, sagt der 21-Jährige. Aus der dritten Reihe startete er ins Cross-Country-Rennen, zu Beginn blieb er an einem anderen Fahrer hängen und musste “aus dem Pedal ausklicken”. Das kostete Schwung und Zeit. Nach der Startloop war Krayer 45., anschließend war er ständig auf der Überholspur und verbesserte sich noch auf Rang 16, 2:35 Minuten lag er hinter dem Sieger zurück. “Die Strecke mit den vielen Bergauf-Passagen liegt mir. Ich bin zufrieden mit meiner Leistung, das Ergebnis hätte aber besser sein können, beim Start hatte ich einfach Pech.” Teamkollege Benjamin Krüger erreichte das Ziel als 87.: “Ich konnte von Anfang an nicht gut drücken.” Max Brandl war nach seiner Erkältung im Männerrennen von Leogang noch nicht mit dabei: “Mir ging es noch nicht so gut, dass ich mich für einen Start entscheiden konnte”. Teamkollege David List startete zwar, hatte aber ebenfalls mit Krankheits-Symptonen zu kämpfen und stieg in der dritten Runde aus. |