Standortbestimmung des Lexware Teams im Kräftemessen mit der Weltelite

August 20, 2023 1:05 pm

In einer nicht-olympischen Saison ist die Weltmeisterschaft der unantastbare Saisonhöhepunkt. Die besten Mountainbikerinnen und Mountainbiker haben ihre Trainings- und Saisonplanung auf die Cross-Country-Wettkämpfe in Schottland ausgerichtet, dennoch gleicht es einem veritablen Kunststück, auf die Stunde am Tag X tatsächlich in der perfekten WM-Form zu sein. Das beste WM-Ergebnis für das Lexware Mountainbike Team aus Kirchzarten hat bei den Cross-Country-Welttitelkämpfen im Nationalpark Glentress Forest Sina van Thiel in der U-23-Klasse mit Rang acht eingefahren. Nina Benz als 27. der Frauen und David List (Foto oben) als 31. bei den Männern haben beim internationalen Höhepunkt ihre besten Platzierungen in der bisherigen Weltcup-Saison übertroffen. Das hat also gepasst. Max Brandl hat das Eliterennen der Männer auf Rang 50 beendet. Zudem haben Lennart Krayer und Paul Schehl, der dem jüngsten Jahrgang in der U23 angehört, mit den Rängen 17 und 19 im Cross-Country-Wettkampf dieser Altersklasse stark performt.

David List: “Bin sehr zufrieden mit meiner Performance” Nachdem David List einige Wochen mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen hatte, bestätigte er bei der Weltmeisterschaft in Schottland mit dem 17. Platz im Short Track und Rang 31 im Cross-Country-Rennen seinen Formanstieg. Von Position 47 zu Beginn des XCO-Rennens macht er Platz um Platz gut. “Ich hatte endlich von Anfang bis Ende mal wieder eine reibungslose Fahrt und konnte schön ans Limit gehen”, erzählt der Student aus Freiburg, “nach der zähen Zeit zuletzt bin ich sehr zufrieden mit meiner Perfomance und schaue zuversichtlich in die zweite Saisonhälfte”. Mit Rang 31 hat der 23-Jährige bei der WM besser reüssiert als in den Cross-Country-Weltcups dieser Saison zuvor. Hinter Ex-Lexware-Teammitglied Luca Schwarzbauer, der WM-Neunter wurde, war List zweitbester deutscher Starter. In den kommenden Wochen folgen noch vier Weltcup-Veranstaltungen, zwei davon in Nordamerika.
Das Cross-Country-Rennen von Max Brandl bei dieser WM war ein Spiegelbild der bisherigen Saison: ein Auf und Ab. Mal war er auf dem Kurs im schottischen Tweed Valley 38., danach 50., anschließend 44., am Ende erneut 50. “Ich bin fast das gesamte Rennen über nicht vorwärtsgekommen, obwohl ich eigentlich gute Werte hatte. Ich musste um jeden Tritt kämpfen”, erzählt der deutsche Doppelmeister. Das Rennen sei “sehr untaktisch verlaufen, einfach nur Vollgas”. Der 26-Jährige konnte nur in dem relativ kurzen, technisch anspruchsvollen Teil der Strecke seine Stärken ausspielen. “Es nervt mich ziemlich, dass ich fast dauernd nur Positives von den Abfahrten zu berichten habe.”
Wie List realisierte auch Nina Benz mit Rang 27 beim Saisonhöhepunkt in Schottland ihre beste Cross-Country-Leistung auf höchstem internationalen Niveau in dieser Saison. Beim Weltcup in Val di Sole war sie zuvor 29. geworden. Eigentlich sei sie nach dem Start gut weggekommen, berichtet die 25-Jährige, irgendwann kam eine Fahrerin vor ihr jedoch ins Trudeln, Benz musste vor einer felsigen Passage runter vom Rad und verlor den Konkakt zu der Gruppe, in der sie zuvor unterwegs war und die um Top-20-Ränge kämpfte: “Das war mega-ärgerlich.” Beim Versuch, die Lücke wieder zu schließen, hatte sie viel Kraft investiert, “in der vorletzten Runde hat es mir dann den Stecker gezogen.” Mit zwei Dritteln des Rennens sei sie zufrieden, “ich bin froh, dass ich mich noch irgendwie ins Ziel retten konnte.”

Paul Schehl: “Es hat sich sehr geil angefühlt”Paul Schehl gerät ins Schwärmen. “Die Strecke hier in Schottland hat sich sehr geil angefühlt, es ist definitiv eine meiner Lieblingsstrecken: welliges Gelände, Wurzelpassagen und Sektionen wie in einem Bike-Park.” Was hätte der Junioren-Weltmeister des Vorjahres im U-23-Rennen wohl erreicht, wenn ihm in der Startloop nicht die Kette heruntergefallen wäre? Eine Frage, die unbeantwortet bleibt. “Ja, da war dieses Malheur. Ich musste anhalten, um die Kette wieder draufzumachen und bin von Position 20 auf 40 zurückgefallen.” Mit seiner frischen, offensiven Fahrweise hat er sich wieder nach vorne gekämpft, genug Sprit war auch im Tank. “Ich hatte einen guten Rhythmus und konnte mich gut behaupten”, sagt der 19-Jährige, “es hat sich gut angefühlt”. Er liebäugelte mit einem Platz in den Top 15, “so wie es dann aber gelaufen ist, bin ich mit Rang 19 mega-zufrieden”.
Zwei Plätze vor ihm kam sein U-23-Teamkollege Lennart Krayer ins Ziel des WM-Rennens. Das Hochfahren der Leistung zu Beginn zählt nicht zu den Stärken des 21-Jährigen, “ich konnte meine Startposition nicht halten und bin auf 40 oder 43 zurückgefallen”. Zudem gab es noch “einen kleinen Crash”, der ihn aufgehalten habe. “In den ersten Runden konnte ich nicht richtig drübergehen, es hat lange gedauert, bis die Beine richtig aufgemacht haben.” Erst in der fünften von sechs 3,5-Kilometer-Runden konnte er “richtig Gas geben”. Er startete eine beeindruckende Aufholjagd und verbesserte sich von Rang 30 auf 17. “Es wäre mehr drin gewesen. Ich habe jedoch alles gegeben und bin deshalb zufrieden”, sagt Krayer, der bester deutscher Starter in dieser Altersklasse war.
Ihren gelungenen Auftakt im Rennen der U-23-Frauen führt Sina van Thiel auf ihr Mentaltraining mit Hanna Klein zurück: “Ich war am Start voll fokussiert und gleich an vierter Position.” Als die deutsche U-23-Meisterin jedoch an die Stelle kam, wo Startloop und normale Runde auseinanderdriften, dachte sie sich: “Upsi, da war doch was? Ihr Kopf wollte schon auf der normalen Runde weitermachen, sie bekam aber gerade noch die Kurve zur Startrunde. “Sofie Pedersen ist vor mir dann weggerutscht, das hat mich ein wenig nach hinten gespült.” Die 20-Jährige teilt ihr Rennen in zwei Hälften ein. “Im ersten Teil war sehr viel los auf der Strecke. Ich musste kämpfen, denn ich hatte Rückenschmerzen und das Gefühl, dass ich keine Kraft auf das Pedal bringe. Mir fehlte ein bisschen der Flow.” Im zweiten Teil des Wettkampfs war sie allein unterwegs, es ging ihr gefühlsmäßig besser und sie war nach eigenem Empfinden flüssiger unterwegs.  “Die Rundenzeiten sagen allerdings etwas anderes”, sagt die WM-Achte lachend, “ich bin von Anfang bis Ende konstant mein Ding gefahren und nicht eingegangen. Es hat sich irgendwie aber ganz anders angefühlt”. Und eines möchte Sina van Thiel am Schluss noch loswerden: “Ich bin nicht gestürzt, darauf bin ich sehr stolz.” Zurecht, viele andere sind gestürzt. Auch so ein Heroe wie Straßen-Weltmeister Mathieu van der Poel.