Paul Schehl wird Junioren-Weltmeister
Bei den Weltmeisterschaften in den französischen Alpen holt Paul Schehl zum dritten Mal das Weltmeistertrikot in den Hochschwarzwald. Martin Vidaurre wird Vierter und kann seinen Titel nicht verteidigen. Sina van Thiel feiert ihr Comeback und fährt als 23. Über die Ziellinie, genauso wie auch Lennart Krayer. Im Elite-Rennen kommen Maximilian Brandl und David List auf den Plätzen 24 und 32 ins Ziel.
Am Donnerstag sorgte Junior Paul Schehl mit dem Gewinn der Goldmedaille für eine Sensation und holte das dritte Mal die Regenbogen-Streifen in den Hochschwarzwald. Der 18-Jährige positionierte sich vom Start an in einer fünfköpfigen Spitzengruppe und kontrollierte, teilweise mit dem Nationalmannschaftskollegen Emil Herzog, das Tempo. IN der dritten von fünf Runden zerfiel die Führungsgruppe, nachdem Herzog mit einem platten Reifen reißen lassen musste. Schehl sowie der Franzose Paul Magnier und der Schweizer Jan Christen machten die Medaillen unter sich aus. In der letzten Runde attackierte Schehl und der Franzose musste reißen lassen. Doch die entscheidende Lücke auf den Schweizer Christen entstand, als dieser in einer Kurve die Innenlinie nahm und zu Fall kam. Schehl gelang es, dem stürzenden Christen auszuweichen und er ergriff die Chance, um den entscheidenden Abstand von 18 Sekunden ins Ziel zu bringen (1:02:48). Überglücklich ließ sich der 18-Jährige von seinem Bruder Niklas und seiner Familie feiern. „Ich hätte nicht gedacht, dass ich das schaffe. Ich kann es noch immer nicht glauben“, sagte er auch am Tag nach seinem Triumph. „Das Gefühl ist unbeschreiblich.“
Martin Vidaurre: Mission Titelverteidigung scheitert nach der perfekten Saison
Dass Martin Vidaurre Gesamtweltcup-Sieger ist, das steht schon lange fest, denn mit seinen acht von neun möglichen Siegen hat er die Konkurrenz in seiner Altersklasse deutlich dominiert. Dementsprechend hoch waren seine Erwartungen, auch sein Weltmeistertrikot zu verteidigen. Das gelang ihm nicht, der Italiener Simone Avondetto war schneller als er (1:10:35). Martin ging selbstbewusst in die erste Runde und führte die Spitzengruppe zunächst an. In der zweiten von sechs Runden attackierte er am Berg und baute die Lücke bis auf zwischenzeitlich 15 Sekunden aus. Doch die Verfolger rückten auf und fuhren Vidaurres Vorsprung in der vierten Runde wieder zu. Am ersten der zwei Anstiege am Skihang von Les Gets überholten sie Vidaurre – und der konnte nichts dagegen ausrichten. „Ich habe gemerkt, das war zu viel. Die sind an mir vorbeigezogen und ich war machtlos“, so der Chilene, der ab dem kommenden Jahr in der Elite startet. Er wurde zunächst von Avondetto und dem späteren Zweiten, Mathis Azzaro überholt und in der vorletzten Runde auch von dem Schweizer Luca Schätti. Vidaurres Rundenzeiten brachen ein. Mit 1:13 Minuten Rückstand kam er auf Positon vier ins Ziel. Er habe Probleme beim Atmen gehabt, so Vidaurre. „Aber das kann keine Ausrede sein. Ich bin gesund. Sonst hätte ich die harte Attacke nicht fahren können“, so der Panarmerikanische Meister enttäuscht. Lennart Krayer hingegen zeigte sich sehr zufrieden mit seinem 23. Platz. Der Juniorenweltmeister von 2020 musste aus der 9. Reihe starten, aber arbeitete sich konstant nach vorne. „Endlich habe ich zeigen können, wie meine Form ist, und bin auch wirklich nach vorn gekommen“, sagte Krayer. In der vierten Runde fuhr er die viertschnellste Rundenzeit. „Ich geh jetzt gestärkt ins letzte Weltcup-Rennen in Val di Sole kommende Woche“, so Krayer (+4:10).
Im Rennen der weiblichen U23 feierte Sina van Thiel ihr Weltcup-Comeback nach der Corona-Infektion im Juli und einer hartnäckigen Erkältung vergangene Woche. „Ich bin so froh, dass ich überhaupt starten konnte, nachdem ich vier Weltcups verpasst habe“, sagte sie strahlend im Ziel. Trotz einer Kollision zu Beginn des Rennens, wobei ihre Hose zerriss und sie einige Sekunden verlor, arbeitete sie sich konstant auf den 23. Platz nach vorne. Sie kam 8:02 Minuten hinter der siegreichen Weltmeisterin Line Burquier inst Ziel.
XCC Shorttrack WM – Max Brandl wird Zehnter
Am Freitag standen David List und Max Brandl am Start der Weltmeisterschaften im Shorttrack. Noch zu Beginn des Regens machte Starkregen die Strecke sehr rutschig. Brandl und List gingen es zunächst ruhig an, denn viele andere Fahrer stürzten auf den Kalksteinfelsen. Ab der Rennhälfte arbeitete sich Brandl kontinuierlich nach vorne und schob sich in der letzten Runde bis auf den zehnten Platz. „Es war super hart, aber ich bin zufrieden mit dem Rennen“, sagte der Deutsche Meister. David List wurde 23. „Vielleicht bin ich zu zögerlich gefahren heute“, so List selbstkritisch mit Blick auf die Bedingungen, die einige Favoriten ihre Platzierungen kostete. Weltmeister wurde Samuel Gaze aus Neuseeland. Im Cross-Country Rennen am Sonntagnachmittag vor zehntausenden Zuschauern kamen Maximilian Brandl und David List auf den Plätzen 24 und 32 ins Ziel. Wie auch schon bei den European Games konnte Brandl zwar das Tempo mitgehen, doch hatte Schwierigkeiten, zu attackieren. „Ich konnte einfach nicht richtig schnell fahren“, sagte der Deutsche Meister frustriert. Die Bewegungen, die nötig seine, um nach vorne zu kommen, seien heute unmöglich gewesen. Brandl war nach dem Weltcup in Snowshoe Anfang August an Corona erkrankt und hatte zwei Knochenbrüche. Teamkollege David List kam völlig entkräftet ins Ziel. „Ich weiß nicht, ob ich jemals so gelitten habe auf dem Rad wie heute“, sagte er. Dabei fand er zunächst gut ins Rennen und überholte in der ersten Runde zehn Fahrer. Ab der drittletzten Runde sei es dann jedoch richtig hart geworden und er fiel von Platz 28 auf Platz 32 zurück. „Trotzdem bin ich stolz darauf, dass ich bis zum Schluss gekämpft habe und mich nicht hängen ließ“, so List, der 2022 im ersten Elite-Jahr ist. Eliteweltmeister wurde erneut Nino Schurter aus der Schweiz (1:21:23) vor dem Spanier David Valero Serrano (+0:09) und dem Italiener Luca Braidot (+0:29).
Erfolgreiche WM auch für weitere Lexware-Juniors Antonia Weeger, Benjamin Krüger und Carla Hahn
Nicht nur Paul Schehl zeigte ein starkes Rennen. Auch Teamkollege und Freund Benjamin Krüger, der als Fünfter ins Ziel kam (+1:30), war sehr zufrieden. „Ich konnte meine Pace durchgehend halten und habe mich nicht aus der Ruhe bringen lassen“, sagte der angehende Polizist. Er war bereits am Mittwoch in der Staffel des Bund Deutscher Radfahrer im Einsatz gewesen und hatte dort Probleme beim Atmen und Heiserkeit nach dem Rennen. „Ich wusste gar nicht, was ich erwarten soll, und bin jetzt sehr zufrieden mit dem Ergebnis.“
Im Rennen der Juniorinnen wurde Antonia Weeger Vierte. Sie wurde am Start etwas aufgehalten und musste vom achten Platz nach der ersten Runde zunächst investieren. In der ersten Rennhäfte machte sie vier Plätze wieder gut. „Es hat so Spaß gemacht, vor so vielen Menschen hier Rennen zu fahren“, erzählte sie nach dem Rennen begeistert. Die Fahrerinnen seien vom französischen Publikum sogar auf deutsch angefeuert worden. „Ich bin sehr zufrieden mit meinem Rennen, auch wenn es die Schokomedaille wurde“, sagte die 18-Jährige. Die im jungen Jahrgang startende Carla Hahn belegte Platz 14, womit sie sich ebenfalls sehr zufrieden zeigte. Die WM-Vorbereitung sei nicht existent gewesen, da Hahn vor vier Wochen an Corona erkrankt war und im anschließenden Training ein paar Mal stürzte. „Ich habe mir eine Top 20 Platzierung als Ziel gesetzt, aber wusste auch gar nicht, wie ich meine Form gerade einschätzen kann“, sagte sie. „Es war eine wahnsinnige Stimmung beim Rennen und ich bin richtig zufrieden, dass es so gut funktioniert hat. Das war das erste Rennen dieses Jahr ohne Probleme“, freute sich Carla Hahn.